Kapitel II
Gegen Mitternacht kam Jess’s Vater nach Hause, der an diesem Tag länger arbeiten musste.
Er sah, wie sein Sohn sich wieder einmal in den Schlaf geweint hatte. Und selbst jetzt, als Jess schlief konnte man ihn immer wieder Leslies Namen sagen hören.
Nach dem Leslie nicht mehr da war, hat Mr Aarons versucht, ein besseres Verhältnis zu seinem Sohn aufzubauen. Anfangs ging es noch, aber mit der Zeit verfiel Jess so stark in Trauer, dass er nichts mehr mit anderen Menschen zu tun haben wollte, weder mit seinen Lehrern, noch mit seiner Familie. Und so konnte ihn auch sein Vater nicht mehr trösten.
Die einzige Person, der er sich hin und wieder anvertraute, war Bill Burke, Leslies Vater.
Nachdem Bill und seine Frau Judy ihre Tochter in ihrer Heimat beerdigt hatten, sind sie zurück gekommen.
Mit Mr Burke konnte er am besten über seine tote Freundin reden. Jess erzählte ihm immer wieder wie sehr er Leslie vermisst. Und Leslies Vater konnte ihm immer wieder etwas Trost geben. Allerdings nicht genug, um Leslie, wenigstens für einen Moment, zu vergessen.
Am nächsten Morgen stand Jess auf, zog sich um, nahm seine Schultasche und ging runter zum Esstisch. Als sein Vater ihn kommen sah, wollte er mit seinem Sohn reden und sagte „Hör mal, Jess“ aber weiter kam er nicht, denn Jess griff sich nur ein Brötchen aus dem Brotkorb und ging weiter. Schnell zog er sich seine Schuhe an und verließ das Haus. Mr Aarons ging nach Draußen und stellte sich vor die Tür. Nachdenklich sah er seinem Sohn nach, ging dann aber wieder ins Haus.
Jess ging in Richtung Bushaltestelle. Dort wartete er einige Minuten auf den Schulbus, ging dann aber wieder. Nicht etwa nach Hause, auch nicht zu den Burkes. Nein, er warf seine Schultasche ins hohe Gras und rannte los in Richtung Terabithia. Dort war er zu letzt vor etwa sieben Monaten, denn ohne Leslie hatte er keinen großen Spaß mehr daran. Und als Maybelle nach etwa einem Monat die Lust an Terabithia verloren hatte, ist er auch nicht mehr dorthin gegangen.
Aber jetzt fühlte er, dass ihn etwas dorthin zog.
Vermutlich war es seine Trauer um Leslie, die nun so groß war, dass er unbedingt an den Ort zurück wollte, an dem er mit ihr die schönsten Momente erlebt hatte. Jess war es jetzt völlig egal ob er Schule hatte, oder ob ihn jemand vermissen könnte. Er wollte einfach nur nach Terabithia, um sich Leslie wieder ein Stück näher fühlen zu können.
Als er dort ankam sah er, dass die Brücke, die er vor acht Monaten gebaut hatte, zusammengebrochen war. Alle Bretter lagen im Fluss und das Wasser zog seine Kreise um sie.
Er lief zum Haus der Burkes und sah Leslies Vater im Garten, wie er die Bretter, die Jess vorhin gesehen hatte, zersägte. „Entschuldigung“ rief Jess. „Hallo Jess, müsstest du nicht in der Schule sein?“ rief Bill überrascht. Aber Jess antwortete ihm nicht „Kann ich drei oder vier von den Brettern haben?“ war alles was er noch sagte.
„Wo für brauchst du sie denn?“ fragte Leslies Vater wieder. Aber Jess antwortete ihm nicht. Da sah Bill Jess’s Gesichtsausdruck und wusste, dass es etwas mit Leslie zu tun haben musste.
„Ja, OK. Nimm dir was du Brauchst“ sagte er. Jess lief mehrere Male zwischen dem Fluss und dem Haus der Burkes hin und her. Er holte sich insgesamt fünf bretter und baute eine neu, viel schönere Brücke. Als er fertig war, war es schon Mittag.