Rückkehr am Samstag

  • Schon seit Wochen war ich nun auf der Suche. Eine beinahe aussichtslose Jagd auf Informationen, die mein bisheriges Leben verändern sollten. Diese Informationen zu erlangen gäbe mir Macht. Die Macht, Macht zu nehmen. Meine Macht.
    Ich stellte einen großen Wälzer zurück ins Regal. Die örtliche Bibliothek brachte mich hier nicht weiter. Jedes der viertausenddreihundertundzwei Bücher in der Abteilung für Übernatürliches habe ich jetzt genauestens durchgearbeitet und keines davon bot auch nur ansatzweise die Informationen, die ich benötigte. Über die alten Hausmittel gegen Vampire habe ich einiges gelesen, ebenso wie über die unterschiedlichen Kräfte der Vampire. Jeder Clan scheint besondere Begabungen zu haben, mit denen er sich von den anderen Clans abhebt. Aber dieses Wissen nutzte mir nichts, denn meine Suche galt etwas anderem. Eine Menschenbibliothek war definitiv der falsche Ort, um danach zu suchen, das steht schonmal fest.
    Deprimiert verließ ich die Bibliothek, während ich angestrengt überlegte, woher ich denn jetzt meine Informationen bekommen sollte. Schräg gegenüber lag ein kleines Cafe, zu dem ich grübelnd hinüberging, mich auf einen der Stühle draußen vor dem Cafe niederließ und kurz darauf einen Espresso bestellte.
    Es war ein sonniger Tag, mitten im August. Auf dem kleinen gepflasterten Platz vor der Bibliothek stand ein Brunnen, der die Figur eines griechischen Athleten hatte, der eine Amphore in Händen hielt, aus der Wasser in das breite Steinbecken darunter plätscherte. Mein Blick schweifte weiter auf eine Gruppe Jugendlicher, die an einer Absperrung gelehnt standen und sich über Skateboards unterhielten. Auch nicht gerade hilfreich bei der Ideenfindung.

  • Der Kellner brachte mir den bestellten Espresso. Ich rührte die Tasse zunächst nicht an, denn meine Aufmerksamkeit lag gerade auf einem Schwarm Tauben, die sich auf dem Dach der Bibliothek niedergelassen hatte. Wie kommt man an Informationen darüber, wie Vampire verwandelt werden können? Seit dieser Geschichte in den USA ließ mich der Gedanke an AnnaSophia nicht mehr los. Ich wollte wieder bei ihr sein, mit ihr zusammen sein, sie lieben dürfen. Als Vampir funktioniert das nicht, wie die gescheiterte Beziehung mir gezeigt hatte, doch was wäre, wenn...
    "Pfui Spinne!" entfuhr es mir und alles in etwa zwanzig Metern Umkreis blickte mich verdutzt an. Sogar die Griechenstatue sah so aus, als wäre ihr die Amphore beinahe aus der Hand gefallen.
    Wie konnte ich aber auch auf die Idee kommen, einen Espresso zu bestellen? Ich bin ein Vampir, meine Getränkevorliebe ist Blut, keine braune Soße aus einer Maschine.
    Mit rotem Kopf und einem braunen Hemd, das eigentlich einmal weiß gewesen war, bezahlte ich das tolle Färbemittel und suchte möglichst eilig das Weite. So etwas peinliches war mir schon lange nicht mehr passiert, aber das kommt davon, wenn man sich zu viele Gedanken macht.
    Nachdem ich außer Sichtweite war, verlangsamte ich mein Tempo wieder und dachte nach, während ich auf die Pflastersteine vor meinen Füßen starrte.
    Es musste doch irgendwo ein Archiv mit allen Informationen über Vampire geben. Wer, außer einem anderen Vampir könnte über solche Informationen verfügen? Und wo finde ich dieses Archiv?

  • Ein durchdringender Orgelton ließ mich zusammenfahren. Wieder starrten mich alle Leute in der Umgebung an. "Ich sollte meinen Klingelton dringend ändern.", dachte ich nur, als ich an mein Handy ging.
    "Was gibts?", meldete ich mich.
    Eine flüsternde Stimme antwortete mir: "Endlich. Oh Gott, endlich gehst du ran."
    "AnnaSophia? Bist du das? Du musst entschuldigen, der Empfang hier ist nicht der beste. Warum sprichst du so leise?"
    "Damit sie mich nicht hören können."
    "Damit wer dich nicht hören kann?"
    "Ich brauche deine Hilfe. Bitte hilf mir." - Das klang ernst.
    "Was ist passiert?", fragte ich. Ich hatte ein sehr ungutes Gefühl.
    "Komm zum Set, bitte, ich kann mich nicht ewig hier versteck...."
    Die Verbindung brach mitten im Wort ab. Sichtlich geschockt nahm ich das Handy langsam vom Ohr weg und ließ es wieder in die Hosentasche gleiten. Einige Leute starrten immernoch, als ich kurzerhand losrannte. Mein Ziel war das Internetcafe an der nächsten Ecke.
    Etwas überstürzt hastete ich durch die gläserne Eingangstüre, die zum Glück offenstand, sonst wäre sie jetzt wohl kaputt, verhedderte mich in einer kleinen Zimmerpalme mit langen, dünnen Blättern und flog schließlich quer über einen der Tische im Inneren, bevor ich kopfüber auf einem Metallstuhl liegen blieb.
    Wieder gesellte sich ein neuer Fleck auf mein Hemd, diesmal Blumenerde, und erneut starrten mich einige Leute an. Woher sollten sie auch wissen, dass ich einen verdammt guten Grund für diese Eile hatte? Immerhin hatte AnnaSophia mich um Hilfe gebeten.
    Ich fiel bei dem Versuch mich umzudrehen vollends vom Stuhl, rappelte mich aber schnell wieder auf, um dann verwirrt festzustellen, dass vor mir zwar eine Tastatur und eine Maus lagen, aber kein Bildschirm zu sehen war. Erst der Wutschrei des Besitzers brachte mich darauf, dass ich den Bildschirm bei meinem durchaus gelungenen Stunt soeben vom Tisch auf den Boden befördert hatte, wo er in tausend Teile zerbrochen war.
    Nach dieser Aktion konnte ich von Glück sagen, dass er mich nicht hochkant rausgeworfen hatte. Trotzdem fühlt sich ein leeres Konto bei weitem nicht so gut an, wie ein volles – das habe ich zumindest gelernt.

  • Nachdem sich der Aufruhr kurze Zeit später wieder gelegt hatte und alle Schuld- und Schadensfragen geklärt waren, ging ich zu einem der verbleibenden Bildschirme in einem Eck des Raums und setzte mich davor. Den Weg dorthin legte ich möglichst vorsichtig zurück, denn der Besitzer hatte jetzt offenbar ein Auge auf mich. Sogar ein ziemlich wütendes, wenn ich es mir recht überlegte.
    Plötzlich fiel mir wieder ein, wieso ich es zuvor so eilig hatte. Ich startete den Computer vor dem ich saß und wartete einige Augenblicke ungeduldig, bis er endlich betriebsbereit war.
    Ich gab gezielt eine bestimmte Adresse in das Browserfenster ein und landete Sekunden später auf einer Website, die auf den ersten Blick wie ein ganz normales Fanforum aussah. Ich sah mich kurz nach allen Seiten um, denn niemand durfte meine Zugangsdaten sehen, das Risiko wäre zu groß. Der Webmaster hatte mir diesen speziellen Account für Notfälle eingerichtet. Mit diesem Account besaß ich Zugriff auf die geheimsten aller geheimen Daten, wie AnnaSophias Adresse, den PIN-Code ihres Handys und ihren Aufenthaltsort. Niemand durfte von dieser Datenbank etwas wissen, denn die Daten, die wir dort speziell für Ausnahmesituationen angelegt hatten, könnten sonst in die Öffentlichkeit geraten, was für AnnaSophia einem Alptraum gleich käme.
    Dass ich ausgerechnet in ein Internetcafe darauf zugriff, war Teil der genialen Strategie des Webmasters. Dieser Computer, die Nummer 8-1-2, war von ihm mit der neuesten Sicherheitstechnologie bestückt worden. Nur wenn der Webmaster es so wollte, könnte jemand in diesen geheimen Teil des Forums eintauchen.
    Ich musste kurz schmunzeln, als mir ein Beitrag ins Auge fiel, in dem er sich wieder einmal unwissend gab.
    "Jetzt spann deine Forengemeinde doch nicht so auf die Folter. Sieht dir doch mal die Posts an; die können es doch kaum erwarten zu erfahren, dass AnnaSophias neuer Film auch auf deutsch rauskommen soll.", lautete der Text einer PN, die ich ihm bei dieser Gelegenheit daließ. Ein bischen anstacheln konnte ja nicht schaden.
    Dann öffnete ich die Datenbank, um endlich zu erfahren, wo AnnaSophia gerade steckte.
    "9,9°O ; 53,5°N ; Hamburg, Hafen"
    AnnaSophia befand sich in Deutschland? Ihr neuester Film sollte zwar auf einem Kreuzfahrtschiff spielen, aber dass sie dafür nach Deutschland gekommen ist, hatte sie mir verschwiegen.

  • Dann also nichts wie los! Ich stand auf und ging schnell auf den Ausgang zu. Dummerweise stieß ich dabei eine Tasse Kaffee um, die auf einem der Tische stand. Sie rollte langsam auf den Rand der Tischplatte zu und ich sah entsetzt mit an, wie sie zu Boden fiel und dort ein erneutes Scherbenmeer verursachte. Dass meine Hose dabei auch noch einen Fleck abbekommen hatte war mir schon während des Falls irgendwie klar gewesen.
    Langsam hob ich den Blick und starrte ausgerechnet dem Besitzer des Internetcafes ins Gesicht, das jetzt zusehends rot anlief. Er sprang von seinem Stuhl auf und war noch dabei auszuholen, als ich schon in waghalsigem Tempo durch die Tür verschwand. Das war knapp. In diesem Internetcafe konnte ich mich die nächste Zeit wohl nicht mehr blicken lassen.


    Die Reise nach Hamburg ging relativ zügig vonstatten. Auf dem Weg gab es keine nennenswerten Vorkommnisse. Ich hatte mich für die Bahn entschieden, denn einen Flug zu buchen hätte zu lange gedauert und ein Auto besaß ich nicht.
    Mit jedem Meter, den ich mich Hamburg näherte wurde ich unruhiger. Was könnte AnnaSophia zugestoßen sein? Sie hatte sich jetzt auch schon seit einigen Stunden nicht mehr gemeldet.
    Am Hauptbahnhof angekommen stieg ich in die stadtinternen Züge um. "Halte durch.", dachte ich bei mir, "ich bin bald da."
    Nicht lange, bevor der Zug meine Station erreichte, fiel mir ein Mann mit einem schweren Koffer auf, aus dem seitlich ein wuscheliges Mikrofon etwas herausstand. Um seinen Hals hingen Kopfhörer, er kaute Kaugummi und sah gerade gelangweilt aus dem Fenster, wo es eigentlich gerade nur die Tunnelwand zu sehen gab. Ich ging zu ihm und setzte mich neben ihn.
    "Entschuldigung?", sprach ich ihn vorsichtig an.
    Er wandte nur den Kopf zu mir und musterte mein schmutziges Hemd, während er weiterkaute.
    "Gehören sie zufällig zum Filmteam, das gerade im Hafen dreht?", fragte ich.
    Er schluckte den Kaugummi ruter während er seinen Blick nach oben wandte und meinte: "Filmteam? Ich wusste garnicht, dass da gerade was größeres im Gange ist. Ich bin nur für die Lokalnachrichten unterwegs."
    Der Typ gehörte also nicht zur Filmcrew, wäre ja auch zu schön gewesen. Doch bevor ich mich verabschieden konnte fügte er noch hinzu: "Das interessiert mich jetzt aber schon. Ich ruf eben beim Sender an, ob die was darüber wissen. Ich meine, wir würden doch sicher einen Bericht über den Dreh bringen oder wären wenigstens informiert worden. Warten Sie einen Augenblick."
    Er zückte sein Handy und rief bei seinem Sender an. Ich warf jetzt auch einen Blick aus dem Fenster und war überrascht. Entlang der Tunnelwand waren offenbar Bildschirme angebracht worden, auf denen gerade eine Werbung für einen Orangensaft lief. Interessant war, dass man das Bild trotz des Blicks aus einem fahrenden Zug sehen konnte, als wäre der Bildschirm unbewegt an der Scheibe angebracht. Wie einfallsreich diese Menschen doch sein können, wenn es darum geht irgendwelche Produkte zu verkaufen.

  • "Also beim Sender wissen die nichts von einem Film", sagte der Tontechniker.
    Er hatte sein Gespräch offenbar schon beendet.
    "Was soll das heißen, die wissen nichts? Das kann doch nicht sein.", antwortete ich ihm etwas erstaunt. "Es wird mit Weltstars gedreht und Sie wissen nichts?"
    "Nein, tut mir leid. Vielleicht haben sie sich getäuscht."
    In der Datei stand doch, sie sei hier. Dann hatte ich eine Idee.
    "Schon gut. Eine Frage hätte ich dann noch. Liegt zur Zeit ein größeres Kreuzfahrtschiff hier im Hafen?"
    "Lassen Sie mich kurz nachdenken.", murmelte er und zog das Gesicht in Falten. "Zur Zeit ist eigentlich nur ein kleineres Kreuzfahrtschiff im Hafen, allerdings zu Reparaturzwecken, soweit ich weiß."
    "Vielen Dank.", meinte ich während ich aufstand, denn wir hatten die richtige Station mittlerweile erreicht. "Sie haben mir sehr geholfen."
    "Keine Ursache." meinte er und schob sich den nächsten Kaugummi in den Mund.


    Ich stand auf einer Plattform, hinter mir fuhr der Zug wieder los. Vor mir führte eine Treppe nach unten auf einen etwa zehn Meter breiten gepflasterten Streifen, der sich am Hafenbecken entlang zog. Zur Rechten sah ich einige kleinere Stände, die wohl für Touristen gedacht waren. Auf der anderen Seite führten ein paar weitere Treppen noch tiefer hinab zu dem Stegen, an denen kleinere Schiffe Hafenrundfahrten anboten. Ein ganzes Stück weiter hinten erkannte ich mehrere größere Schiffe, hauptsächlich Containerfrachter. Zwischen diesen dunklen Riesen stach aber ein etwas kürzeres weißes Schiff heraus, an dem ich sogar einige Lichterketten zu erkennen glaubte. Das muss es sein.
    Ich stieg die Treppen hinunter und ging eilig in Richtung des weißen Schiffs. Auf der linken Seite war ein ausgemusterter Schiffsmotor auf einem Sockel angebracht worden, vor dem gerade einige Touristen Fotos schossen. Ich drängte mich durch die kleine Menschentraube, nicht ohne Protest der weggeschobenen Menschen. Kaum aus der Menge entkommen zog ich mein Handy aus der Tasche. Keine neue Nachricht, also tippte ich schnell ein paar Worte ab. "Bim gldich da. Wo stekst du geradd?" hauchte es kurz darauf über den Äther. Diese kleine Tastatur hatte ich noch nicht so ganz gemeistert, aber sie müsste es verstehen können. Ich verstaute das Handy wieder und beging zu rennen.

  • Ich hätte es vorhersehen müssen. Vor einem Stehcafe gesellte sich ein Stück Kuchen zu den anderen Flecken auf meinem Hemd, als ich einen der Gäste beiseite schob, nichtsahnend, dass hinter ihm ein Tisch stand. Ich machte mitsamt Tisch einen Purzelbaum und warf dabei noch zwei Menschen um, bevor ich auf dem Rücken liegen blieb.
    Ich rappelte mich schnell hoch und warf ein paar Scheine hinter mich, bevor ich weiterrannte. Ich wandte mich erst um, als ich schon ein paar Meter entfernt war und sah nur den Mann, den ich zuvor weggestoßen habe, wie er sich benommen aufrichtete und verwirrt in die Runde fragte, was denn in dem Kuchen drin gewesen sei.
    Jetzt kam ich dem Schiff immer näher. Aus der Entfernung hatte es wesentlich kleiner ausgesehen. Immer weniger Stände und Läden für Touristen säumten den Weg, bis ich schließlich auch den letzten hinter mir ließ. Vor mir sah ich jetzt schon ein Eingangstor zum umzäunten Areal einer Werft. Hier wurde dieses Schiff also repariert. Es sah für mich eigentlich so aus, als wäre es in gutem Zustand, aber was weiß ich schon von Schiffen. Das Tor war genau wie der Zaun außenherum aus Maschendraht, so dass es kein Problem gewesen wäre rüberzuklettern, wenn da nicht zwei Wachleute gestanden hätten.
    Ich verlangsamte mein Tempo und ging auf die beiden zu, die sich jetzt zu mir wandten und mich ansahen, bis ich schließlich vor ihnen stand.
    "Schönen guten Tag.", sagte ich vergnügt. Ich versuchte wie ein schusseliger Tourist auszusehen, der sich für die Werft interessierte. "Bieten Sie hier auch Rundgänge an?"
    Die beiden Wachleute sahen sich kurz gegenseitig an, dann meinte einer der Beiden: "Hier ist der Zutritt verboten. Wenn Sie eine Führung wollen, fragen sie bei einer anderen Schiffswerkstatt an."
    Welcher hamburger Wachmann spricht denn von 'Schiffswerkstatt'? Gerade er sollte wissen, dass man diese Einrichtung nicht so nennt. Das kam mir schon sehr verdächtig vor.
    Ich entschied mich, einen Teil der Maskerade bleiben zu lassen.
    "Na gut. Ich sehe schon, sie haben mich durchschaut. Ich weiß, dass hier zur Zeit ein Film gedreht wird und ich bin doch so ein großer Fan, könnten Sie da nicht eine Ausnahme machen?", plauderte ich möglichst scheinheilig.
    "Hä? Welcher Fi...", begann der Eine, bevor ihm seine Kollegin den Ellebogen in die Rippen rammte.
    "Es tut mir wirklich leid", fuhr sie an seiner Stelle fort, "aber Frau Robb hat uns ausdrücklich gebeten, keine Fans zu ihr zu lassen. Sie müssen wissen, sie ist mit dem Film zur Zeit schon beschäftigt genug, da bleibt kaum Freizeit."
    Immerhin, jetzt wusste ich, dass ich hier richtig bin. Das Verhalten der beiden sprach Bände und ich hatte AnnaSophia doch noch gar nicht erwähnt.
    "Mir tut es auch leid."

  • Auch mal wieder ne Coole Geschichte Goofan! liest sich sehr gut finde es Toll was manche Leute fürne Fantasy haben ich bin da ganz ehrlich ich bekäm keine anständige Geschichte zusammen mal ein großes Lob hier an alle die sich so viel mühe machen und sich Geschichten ausdenken und sie dann hier reinstellen...!


    Lg

  • Danke^^
    ---------------------------


    Die beiden sahen sich mich fragend an, bevor jeder von ihnen einen ordentlichen Hieb in die Nieren abbekam. Die Frau wurde sofort ohnmächtig und ihr Kollege ging zu Boden. Bei ihm musste ich der Ohnmacht allerdings noch einmal etwas nachhelfen. Ich stieg über die beiden, schob das Tor einen Spalt breit auf und verstaute ihre beiden Körper in einem Container direkt rechts hinter dem Tor. Dann zog ich es wieder zu und wandte mich dem Schiff zu, dessen Bug in einer großen Werfthalle lag. Der hintere Teil stand heraus und reichte nur wenige Meter ins Wasser.
    Ich ging auf den Eingang der Halle zu und konnte dann gerade noch hinter einige Fässer auf dem Innenhof hechten, als sich die Tür öffnete und ein bewaffneter Mann in Begleitung eines etwas dickeren ins Freie trat. Der Dicke paffte eine Zigarre und unterhielt sich mit dem Bewaffneten.
    "Wie kann das eigentlich sein, dass ihr sie immer noch nicht gefunden habt?", schnauzte der Dicke.
    "Sie kann das Schiff noch nicht verlassen haben, Chef.", meinte der Andere. Er kratzte sich am Kopf. "Aber wir haben auch noch nicht alles abgesucht, Chef. Es ist eben ein großes Schiff, Chef."
    "Denkt doch mal nach ihr Versager!" Sie standen jetzt bei dem Container, in den ich ihre beiden Komplizen geworfen hatte. Der Dicke öffnete den Deckel und ich dachte schon, ich wäre entdeckt. Aber ohne hinein zu sehen warf er nur den Rest seiner Zigarre hinein, ließ den Deckel zufallen und meckerte dann weiter: "Sie kann nicht überleben ohne...? Na?"
    Sie begaben sich auf den Rückweg zur Halle.
    "Ähm.... Ich weiß nicht Chef. Ohne zu schlafen vielleicht?"
    "Nein, du Schwachkopf. Ohne Essen. Irgendwann wird sie Hunger bekommen."
    "Ich habs!", meinte der Andere, "Wir legen Fallen mit was zu Essen aus und..."
    "Klappe du Idiot!", fiel ihm sein Chef ins Wort. "Seid ihr alle wirklich dermaßen dumm? Stellt gefälligst Wachen vor die Kombüse und den Speisesaal. Wir haben ihre Tasche, also hat sie kein Geld, um die Automaten an Bord zu bedienen. Ihr bleibt nur die Kombüse! Gib das an deine Kollegen weiter! Und sieh zu, dass die beiden Faulpelze wieder an die Arbeit gehen und das Tor bewachen. Wo sind die eigentlich hin?"
    "Ich weiß nicht, Chef. Geht klar Chef!", antwortete der bewaffnete Kerl und schloß die Tür hinter sich und dem 'Chef'.
    AnnaSophia steckte also wohl in größeren Schwierigkeiten, als bisher angenommen.
    Ich wartete noch einige Momente und schlich dann zur Tür hinüber und lauschte kurz. Hinter der Tür war nichts zu hören. Ich öffnete sie erst einen Spalt breit, um hineinsehen zu können. Alles, was ich sah, war der Bug des Schiffs, der von der Arbeitsplattform aus über eine etwa zwei Meter breite Rampe begehbar war. Der Dicke war wohl schon wieder an Bord, denn von ihm war nichts zu sehen. Weiter hinten standen einige Leute in den gleichen Uniformen, wie sie die beiden Wachleute vor dem Tor anhatten. Bei ihnen stand auch der Mann, der eben noch mit seinem Chef draußen war. So wie es aussah, gab er gerade die Anweisungen weiter. Kurz darauf gingen die Anderen auch an Bord, geschätzte zwanzig Männer und Frauen. Der Andere kam wieder auf die Tür zu, und so zog ich mich wieder zurück hinter meine Fässer. Zwanzig Mann, die gerade an Bord gingen, der Boss und sicher nochmal dreißig, die schon unter Deck waren. Das würde nicht einfach werden, selbst für mich, denn bewaffnet waren sie auch noch alle.

  • Ein leises Quietschen verriet mir, dass sich die Tür wieder geöffnet hatte.
    "Wo können diese zwei Faulpelze bloß sein?" Diese Stimme gehörte dem Begleiter des Chefs. Er redete offenbar mit sich selbst. "Gegen ein Päuschen hätte ich jetzt eigentlich auch nichts einzuwenden. Suchen kann ich die beiden auch später noch."
    Ich versuchte, durch einen Spalt zwischen den Fässern zu sehen, wohin er ging, doch dabei stieß ein Ring, den ich immer am Finger trug, gegen eines davon. Ein tiefer, metallisch-hohler Ton erklang, laut genug, dass er es hören konnte.
    "Huä? Was war denn das jetzt?" - Er sah sich verwirrt um, legte die Hand an die Pistole in seinem Gürtel und kam langsam auf die Fässer zu, hinter denen ich mich versteckt hatte. "Ist da jemand?"
    Ich geriet unter Stress. Schüsse würden seine Komplizen drinnen alarmieren.
    "Nur eine Katze.", antwortete ich. Mir war nichts besseres eingefallen.
    "Oh. Äh. Dann ist ja gut.", sagte er und drehte sich wieder um, um sich kurz darauf in den Schatten eines Betonpfeilers, an dem der Zaun befestigt war, zu legen und zu schlafen.
    Ich atmete erst einmal so leise ich konnte tief durch. Ich hätte nicht erwartet, dass er so einen Unsinn glaubt. Wenn alle angeheuerten Leute so dämlich waren, hätte ich leichtes Spiel gehabt. Aber wenn es wirklich so gewesen wäre, hätte AnnaSophia mich eigentlich gar nicht erst anrufen müssen, also muss dieser Typ wohl die Ausnahme sein, die die Regel bestätigt.
    Ich sah wieder durch den Spalt. Der ulkige Typ lag im Schatten und war schon eingeschlafen, wie mir sein Schnarchen eindrucksvoll bewies. Ich sah mich um und entdeckte einen großen Schraubenschlüssel. Perfekt. Ich hob ihn hoch und das Gewicht bestätigte meine Einschätzung. Wie sich das wohl anfühlt? Dieses Gerät würde ich nicht über den Kopf gezogen bekommen wollen.
    Der schlafende Kerl hatte jetzt jedoch die einmalige Gelegenheit genau dieses Gefühl spüren zu dürfen. Sein Schnarchen verstummte nach dem dumpfen Schlag und er rührte sich kaum noch. Ich nahm die Pistole aus seinem Gürtel, eine Glock 17C, und prüfte das Magazin. Es war noch voll, was bedeutete ich hatte 19 Schuss. Ich verstaute die Waffe an meinem Gürtel und schleppte dann den 'edlen Spender' zu seinen Kollegen in den Container, aus dem mir einiges an Zigarrenqualm entgegen kam. Ich löschte die Zigarre, indem ich ihn draufwarf, schließlich sollten die drei da drin nicht ersticken.

  • Jetzt hatte ich freie Bahn. Hoffentlich wurde AnnaSophia noch nicht gefunden, das würde die Sache unnötig erschweren. Ich linste noch einmal durch die Tür, aber dort war nun niemand mehr zu sehen. Möglichst leise schloss ich die Tür hinter mir und schlich so schnell ich konnte zur Rampe. Von oben auf dem Deck kamen drei unterschiedliche Stimmen. Drei Männer, die wohl die Aufgabe hatten, die Rampe zu bewachen, damit AnnaSophia nicht entkommen konnte. Ich legte mich flach auf den Boden und robbte die Rampe langsam nach oben, bis ich über ihren Rand sehen konnte. Alle drei standen mit dem Rücken zu mir.
    "Habt ihr eigentlich schon diese lächerliche neue Krawatte gesehen? Der Chef blamiert sich, wenn er so weiter macht. Also wirklich, rot-grün gestreift mit lila Punkten?", fragte einer. Er trug eine Sonnenbrille und war äußerst groß und muskulös.
    "Wenigstens trägt er diese Krokodillederstiefel mit Pelzrand nicht mehr, das hat vielleicht dämlich ausgesehen.", meinte ein Anderer. Sein Gesicht glich auf eine merkwürdige Art einer Ratte.
    "Statt sich solchen unnützen Kram zu kaufen, sollte er unser Gehalt mal aufstocken. Ich hungere mir noch ein Loch in den Bauch.", sagte der Dritte, ein Kerl, der so aussah, als hätten in ihm noch vier andere Platz. Mich wunderte, dass er sich überhaupt bewegen konnte und die große Keule, die er mit sich herumtrug, führen konnte. Er sah einfach verboten dick aus.
    Alle drei lehnten sich auf ein paar Tische, die an Deck aufgebaut waren und schienen die Rampe gar nicht im Blick zu haben. Trotzdem wäre es unmöglich gewesen, an ihnen ungesehen über das Deck zu kommen und eine der beiden Treppen rechts oder links zu erreichen, die ins Schiffsinnere führten. Ich bewegte mich langsam in gebückter Haltung auf sie zu, bis ich kaum einen Meter hinter ihnen war. Von dort zog ich einen kleinen Metallstift aus dem Tisch, an den sich der Dicke lehnte. Der Tisch klappte unter dem Gewicht zusammen und mit einem überraschten Aufschrei kippte der Dicke um und blieb auf dem Rücken liegen. Mit dem Griff meiner Pistole zog ich dem Rattengesicht eine über, noch bevor er sich zu mir umdrehen konnte. Der muskulöse Typ mit Sonnenbrille reagierte schnell und gab mir einen Faustschlag gegen die linke Schläfe, der mich ins taumeln brachte. Ich wandte mich ihm schnellstmöglich wieder zu und starrte plötzlich in einen Pistolenlauf. Mit der linken Hand drückte ich seinen Arm nach unten, bevor sich der Schuss löste und die Kugel mir knapp unterhalb der Rippen ein Loch in den Bauch bohrte. Ich schrie auf vor Schmerz und riss meinen anderen Arm nach oben, um meinen Gegner zu entwaffnen, was mir auch gelang. Die Pistole schlitterte über den Boden, bis sie unter der Reling hindurch vom Schiff fiel.
    Ich wich einem wütenden Tritt aus und sah dabei aus den Augenwinkeln, wie sich der Dicke vergeblich bemühte, sich aufzurichten. Sofort darauf traf mich der nächste Tritt direkt dort, wo die Wunde der Kugel schon wieder zu verheilen begann. Ich stöhnte und griff mir das Bein meines Angreifers. Mit einem kurzen Ruck drehte ich ihm das Bein um, was nun meinen Gegner zum stöhnen brachte. Der ging aber nicht zu Boden, sondern sprang mit dem anderen Bein ab, um mir seitlich gegen den Kopf zu treten, was ihm nur um haaresbreite misslang. Durch den Schwung seines eigenen Tritts drehte er sich einmal um sich selbst und ich ergriff die Chance, ihn mit einem kräftigen Stoß seiner Pistole hinterher über Bord zu schicken. Es gab einen dumpfen Aufprall und sein langgezogener Schrei verhallte in der Tiefe.

  • Jetzt war Eile geboten, denn den Schuss hatte sicher jemand gehört. Ich ließ den Dicken also liegen und spurtete zur Treppe zur Linken. Von unten waren Schritte zu hören, die sich schnell näherten. Aber wer immer da kam, er war allein. Ich entschied abzuwarten und schon wenige Sekunden später, sah ich unten an der Treppe eine Frau, die mit gezogener Waffe nach oben schritt.
    Da die Treppen nur ein Geländer hatten, die sie vom Deck trennten, war es ein leichtes, sie auszuschalten. Ich schwang mich über das Geländer und landete auf ihren Schultern. Unter meinem Gewicht brach sie zusammen und ließ die Waffe fallen. Sie wehrte sich verzweifelt, als ich ihr solange die Halsschlagader abdrückte, bis sie sich nicht mehr rührte.
    Ich sah mich um. Vor mir erstreckte sich ein Gang, der beidseitig von Türen gesäumt war. Ich öffnete die Erste Tür auf der linken Seite und stellte fest, dass es sich dabei um einen Abstellraum handelte. Ich verließ den Raum wieder und folgte dem Gang bis zum Ende, wo auf jeder Seite eine Treppe tiefer ins Schiff hinab führte. Ein Schild an der Wand verriet mir, dass sich die Kabinen für die Passagiere ein Stockwerk unter mir befanden. Ob AnnaSophia in einer dieser Kabinen Zuflucht gesucht hatte?
    Ich entschied, die rechte Treppe zu nehmen, was aber im Grunde egal war, denn unten führten beide Treppen wieder zusammen in einen weiteren Gang. Aus einer angelehnten Tür ganz hinten, wo der Gang sich nach links und rechts aufzweigte, waren noch mehr Stimmen zu hören. Ich ging lautlos bis zu dieser Tür und sah durch den Spalt hinein. Einige der Wachleute verbrachten dort wohl gerade ihren Feierabend, denn sie saßen um einen Tisch herum und tranken Kaffee. Es wurde langsam immerhin auch spät. Ich zog das Handy aus der Tasche und sah auf das Display. Fast einundzwanzig Uhr. Draußen wurde es nun auch von Minute zu Minute dunkler, was sich auch in den Gängen unter Deck bemerkbar machte. Es sah nicht so aus, als würden sie in den Gängen Licht machen, schließlich wäre das auch viel zu auffällig gewesen, denn vom Hafen aus konnte man das Kreuzfahrtschiff schließlich noch sehen.
    Plötzlich riss mich ein schriller Orgelton aus meinen Gedanken. Ich hatte mein Handy immernoch in der Hand und sah auf dem Bildschirm, dass AnnaSophia versuchte, mich zu erreichen. Sofort schaltete ich das Handy ab und rannte in den Gang zurück, wo ich eine schwere Luke aufriss und mich dahinter verschanzte. Ich griff zu meiner Waffe und entsicherte sie. Im selben Moment traten auch schon die ersten Wachleute aus der Tür, mit gezogenen Waffen und Taschenlampen. Sie waren zu fünft.

  • "Wer bist du? Du da, hinter der offenen Luke! Komm raus und stell dich!", rief einer in meine Richtung.
    "Wiederstand ist zwecklos, komm raus!", fügte ein anderer hinzu.
    "Wir werden dich nicht noch einmal warnen!", fuhr der erste Redner fort. "Los, gib dich zu erkennen!"
    "Schon gut!", rief ich zurück. Ich musste etwas Zeit gewinnen, denn meine Einschusswunde war noch nicht wieder ganz zugewachsen und bereitete mir immernoch leichte Probleme. "Ich werde jetzt ganz langsam herauskommen."
    "Keine faulen Tricks!", kam es mir entgegen, als ich mit erhobener Waffe hinter der Luke hervortrat. Ich konnte sehen, dass mich einer von oben bis unten musterte. Ihm blieben auch die ganzen Flecken auf meinem Hemd nicht verborgen, zu denen sich zuvor auch ein großer Blutfleck gesellt hatte.
    "Was ist denn da passiert?", fragte er etwas unbeholfen.
    "Klappe, das interessiert doch keinen!", fuhr ihn ein anderer an.
    Der, der zuerst das Wort erhoben hatte, sprach jetzt weiter: "Nimm deine Waffe runter und die Hände hoch!"
    Ich ließ mich nicht beirren. "Und wenn nicht?", fragte ich ihm frech ins Gesicht.
    Als Antwort flog eine Kugel etwa fünf Zentimeter an mir vorbei. "Dann sehe ich mich gezwungen, dich zu erschießen!"
    Wieder ertönte der laute Orgelton. AnnaSophia ließ nicht locker. Aber das bedeutete auch, dass sie in Sicherheit sein musste, jedenfalls bis jetzt. Ich bedankte mich in Gedanken bei ihr, denn die Wachlaute zuckten zusammen und verloren kurz ihre Kontzentration, was ich ausnutzte, um abzudrücken und mich hinter die Luke zurück zu werfen. Damit waren es nur noch vier.
    Ein Kugelhagel folgte dieser Aktion und ich war froh hinter dieser fünf Zentimeter dicken Stahltür zu sein. Ich versuchte mich zu konzentrieren. Noch zehn... sieben..., ich zählte die Kugeln mit, ... vier, drei.... zwei, eine... jetzt! Mindestens zwei der vier Männer mussten jetzt nachladen, diese Chance kommt nie wieder! Ich sprang hinter der Tür hervor und platzierte einen gezielten Schuss in die Stirn eines Wachmannes, der umfiel und einen zweiten mit sich zu Boden riss. Ein anderer ließ vor Aufregung das Magazin fallen und fiel der nächsten Kugel zum Opfer. Der letzte sprang in der rechten Seitengang, während sich der andere verzweifelt unter seinem Kollegen hervorzuwinden versuchte. Ich musste zurück in Deckung und lieferte mir mit dem Kerl im Seitengang einen längeren Schusswechsel. Zu den Schüssen gesellten sich nun immer mehr Schritte und ich zog es vor, mich zurückzuziehen. Während ich den Gang zurückrannte schoss der Letzte verbleibende Wachmann weiter auf mich, verfehlte mich aber. Auch ich traf ihn nicht mehr, während ich mich ab und zu umdrehte, um zurück zu feuern.

  • Ich hastete die Treppen hinauf, eilte den nächsten Gang entlang und kam so wieder auf das Oberdeck, wo ich mich dem Dicken gegenüber sah, der es mittlerweile geschafft hatte aufzustehen und jetzt wutschnaubend mit seiner gewaltigen Keule in der Hand vor mir stand.
    Ich schoss die letzten drei Kugeln auf ihn, was ihn dazu zwang, in Deckung zu gehen. Das wiederum gab mir die Gelegenheit zur Treppe auf der anderen Seite zu rennen. Ich rannte einige Gänge und Treppen entlang, ohne darauf zu achten, wohin. Nach fünf Minuten ununterbrochenem Rennens fand ich mich irgendwo in den Tiefen des Schiffs wieder, ohne den blassesten Schimmer, wie ich wieder nach draußen kommen sollte. Wenigstens war es hier unten ruhig und es hatte offenbar noch keiner hier etwas von meinem Auftauchen mitbekommen, aber es war nur eine Frage der Zeit, bis sie auch hier nach mir suchen würden.
    Ich erschrack, als sich hinter mir eine Luke plötzlich öffnete. Ich fuhr herum und richtete die Pistole, die ich immernoch umklammert hielt, auf die Öffnung.
    AnnaSophia starrte mich ungläubig an. Ich lockerte meinen Griff und ließ die Waffe fallen, die mit einem lauten metallischen Klirren auf den Stahlboden fiel. Erst rührten wir uns beide nicht, doch nach ein paar Sekunden rannte sie auf mich zu und warf sich mir in die Arme. Sie brach in Tränen aus und klammerte sich an mich.
    "Psst. Hey, jetzt bin ich ja da.", sagte ich ruhig.
    Wir lagen uns eine Minute in den Armen, bis ich sagte: "Hier draußen können wir nicht bleiben."
    Sie sah mich an und nickte. Sie stützte sich auf mich, während ich nach einem Versteck ausschau hielt. Wir gingen ein Stück, bis sich ein Teppich unter unseren Füßen wiederfand. Hier mussten die Passagierkabinen sein. Ich öffnete eine Türe und betrat mit ihr den Raum.
    Es war eine ziemlich luxuriös eingerichtete Kabine. AnnaSophia setzte sich auf den Rand des großen Betts und wartete, bis ich die Tür wieder geschlossen hatte und mich neben sie setzte.
    Dann sagte sie: "Wo warst du denn so lange?"
    Ich konnte sehen, dass sie wieder kurz davor war zu weinen.
    "Es war nicht leicht dich zu finden, aber jetzt bin ich ja da.", antwortete ich. Ich versuchte sie mit meiner Stimme zu beruhigen. "Wer sind diese Leute, die nach dir suchen? Und wieso suchen sie nach dir?"
    "Ich weiß auch nicht.", schluchzte AnnaSophia. "Ich kam hierher, wegen des neuen Films und da waren diese Leute schon da und haben die Filmcrew ermordet und dann wollte einer..."
    Sie brach ab, aber ich hatte sie schon verstanden. Dieser Perversling und seine Untergebenen hatten also noch etwas ganz anderes vor, bevor sie AnnaSophia auch noch umlegten. Vielleicht wollten sie auch noch Lösegeld erpressen oder etwas ähnliches in der Art.
    "Diese Verbrecher! Das kann ich nicht zulassen!", sagte ich. Meine Stimme bebte vor Zorn und ich musste mich zurückhalten, um nicht wieder in den verheerenden Blutrausch zu verfallen, der schon vor wenigen Jahren, damals in Denver, so viele Todesopfer gefordert hatte.
    "Verlass dich drauf, dir wird niemand mehr etwas antun können, wenn ich mit denen fertig bin!"
    AnnaSophia sah mich an und ihr Blick sagte mehr als tausend Worte.
    "Ich bin so froh, dass du hier bist.", sagte sie leise und umklammerte mich, als wollte sie nie wieder loslassen. Auf einmal kehrte dieses Gefühl in mich zurück, dass ich schon in Denver verspürt hatte. Jenes wunderbare Gefühl, das alles Positive dieser Welt auf einmal bündelte und mich über alle Wolken erhob. Ich legte meinen Arm um sie und küsste sie auf die Stirn.
    "Ich habe dich damals beschützt und ich werde es auch jederzeit wieder tun. Das verspreche ich dir. Ich bin immer für dich da.", flüsterte ich.
    Sie drückte sich noch fester an mich und ich genoß dieses Gefühl, wieder bei ihr zu sein. Auch wenn die Umstände nicht sehr erfreulich waren, so fühlte ich mich wie der glücklichste Vampir auf Erden. Wir saßen eng umschlungen noch lange so da, bis plötzlich eine Durchsage durch das Schiff hallte und unser Glück störte:
    "So ihr beiden! Wir wissen, dass ihr irgendwo hier an Bord seid! Wir werden euch finden, also gebt lieber gleich auf! Wir sind deutlich in der Überzahl, ihr habt keine Chance! Stellt euch und euch wird nichts geschehen! Wenn ihr euch aber unkooperativ zeigt und uns weiterhin Ärger macht, dann werdet ihr dafür büßen! Ich erwarte euch beide auf der Brücke. Wenn ich euch in den nächsten zehn Minuten nicht hier oben sehe, dann könnt ihr schonmal euer letztes Gebet sprechen!"

  • Der Klang dieser Stimme! Das war die Stimme des dicken Zigarrenrauchers, den alle hier nur Chef nannten.
    AnnaSophia sah mir ins Gesicht und fragte: "Was sollen wir jetzt tun?"
    "Ich weiß noch nicht wie, aber ich werde diesen Terror beenden!", sagte ich bestimmt. Dieser Typ wird bald merken, dass er sich mit dem Falschen angelegt hat.
    Ich stand auf.
    "Warte, wo willst du hin?", fragte AnnaSophia ängstlich.
    "Du hast ihn doch gehört. In zehn Minuten wird er auf der Brücke sein, also werde ich genau dort hingehen und ihm eine Abreibung verpassen.", zischte ich.
    "Und wenn sie mich hier finden? Bitte, lass mich nicht allein." Bei diesen Worten lief AnnaSophia zu mir und ergriff meine Hand. Sie hatte recht. Alleine hierlassen konnte ich sie nicht.
    "Bist du dir sicher, dass du dabei sein willst?", fragte ich und sah ihr tief in die Augen.
    "Ich werde dich mit allem Unterstützen, was ich habe!", antwortete sie und sah mir auch teif in die Augen.
    Obwohl 'alles, was sie hatte' im Grunde bedeutete, dass ich allein mit allen fertig werden musste, entschloss ich mich dazu, sie mitzunehmen.
    "Also gut. Du kannst mitkommen.", bestimmte ich.
    Sie trat noch einen Schritt näher an mich heran und sagte dann: "Ich musste immer an dich denken. Seit du mich verlassen hast, hatte ich nur dich im Kopf."
    Ich bekam ein seltsames Gefühl im Bauch. "Ich weiß. Mir ging es auch nicht anders. Ich liebe dich immern..."
    Ihr Kuss beendete meinen Satz mitten im Wort.
    Es war ein wunderbarer Kuss, der wunderbarste, den man sich nur vorstellen kann.
    Als sich unsere Lippen wieder trennten meinte sie: "Wir müssen los. Uns bleiben nur noch sechs Minuten."
    So langsam klopfte die Realität auch bei mir wieder an und mir wurde klar, dass wir eigentlich keine Zeit mehr zu verlieren hatten.
    "Bleib immer in meiner Nähe, hörst du? Ich will nicht riskieren, dass dir..."
    "Ich verspreche es dir. Aber wenn dein Plan aufgehen soll müssen wir jetzt wirklich los."
    Sie hatte recht, aber ich hätte ihr in dieser Situation wahrscheinlich sowieso alles geglaubt, was sie mir gesagt hätte. Wir verließen die Kabine und ich sah AnnaSophia fragend an.
    "Du weißt gar nicht wo wir sind, stimmts?" Ihre Auffassungsgabe war auf jeden Fall gut ausgeprägt.
    "Ähh, naja... Nicht so ganz... Vielleicht fast..." - was für ein kläglicher Rettungsversuch.
    "Macht nichts, wir müssen eigentlich nur nach oben, oder?", fragte sie.
    "Schätze schon."
    "Warum nehmen wir dann nicht einfach den Fahrstuhl? Da hinten ist einer."
    "Zu offensichtlich, darauf warten die doch nur."
    "Dann bleibt nur noch die Treppe, komm mit."

  • Sie zog mich hinter ihr her, den Gang runter, den nächsten links, wieder links, einen anderen Gang entlang... Sie hatte wohl genug Zeit, das Schiff zu studieren, während sie sich versteckt hatte. Wozu diese Pläne für die Notausgänge doch manchmal gut sein können.
    Wir stiegen eine Treppe nach oben und ließen zwei Stockwerke unter uns zurück. Bis dahin hatten wir Glück und niemand stellte sich uns in den Weg. Ich blieb stehen.
    "Findest du das nicht auch schon fast zu einfach?", wollte ich von AnnaSophia wissen. "Ich meine, wenn das ganze Schiff nach uns sucht, wieso sind wir dann bisher noch niemandem über den Weg gelaufen?"
    "Keine Ahnung."
    "Sag mal, wo genau willst du eigentlich hin?"
    "Es gibt zwei Treppen, die nach oben an Deck führen, von dort aus erreicht man die Brücke, wenn man..."
    "Warte mal.", fiel ich ihr ins Wort. "Gibt es noch andere Wege nach oben, als die zwei Treppen?"
    "Ich kenne keinen anderen Weg. Aber das heißt dann ja..."
    "Genau. Sie warten an Deck auf uns. Bleib am besten hier, ich will nicht, dass du dich unnötig in Gefahr..."
    "Kommt nicht in Frage.", unterbrach sie mich. "Ich habe dir vorhin versprochen, nicht von deiner Seite zu weichen und daran halte ich mich auch."
    Da war wohl nichts zu machen. Ganz unrecht hatte sie ja auch nicht. Was wäre ein Versprechen wert, wenn man es sofort wieder bricht?
    "Na gut, aber sei bitte, bitte vorsichtig und halte dich im Hintergrund. Ich will auf keinen Fall, dass du verletzt wirst."
    "Ist gut." Sie schien ein wenig zu zittern, ganz wohl war ihr bei der Sache wohl doch nicht. Aber mir ging es auch nicht anders, denn da oben warteten bestimmt dreißig bewaffnete Leute auf uns.
    Am liebsten hätte ich AnnaSophia jetzt meine Waffe in die Hand gedrückt, aber die hatte ich unten im Gang liegen gelassen, davon abgesehen war das Magazin leer. Alles, was ich sonst noch mit mir führte war ein geschwungener Dolch, also musste der wohl herhalten. Ich zog die Klinge heraus.
    "Hier.", sagte ich zu AnnaSophia, "Nimm den. Hab keine Angst davor, ihn zu benutzen. Es geht immerhin um dein Leben."
    Sie schluckte, nahm den Dolch und sagte: "Ich werde ihn hoffentlich nicht brauchen. Aber... danke."
    Ich war zwar jetzt vollends unbewaffnet, hatte aber immerhin das Gefühl, alles an Vorbereitung mögliche getan zu haben.

  • Es kam in etwa so, wie ich es erwartet hatte. Wir stiegen langsam die Treppe nach oben empor, wo wir uns auch schon einer großen Menschenmenge gegenüber sahen. Sie bildeten eine Art Gasse, durch die wir langsam hindurchschritten und dem zigarrenrauchenden Dicken immer mehr näherten. Hinter uns zog sich die Menge wieder zu, so dass es kein Entkommen gab. Es kam mir so vor, als wäre dies der Marsch der Verurteilten zum Galgen.
    Ein paar Meter vor ihrem Boss zwangen seine Handlanger uns stehen zu bleiben.
    "Sieh an. Habt ihr euch also doch dazu entschlossen aufzugeben.", sagte er mit einem höhnischen Grinsen.
    "Aufgeben? Wir denken ja nicht dran. Ich bin hier, um AnnaSophias Freilassung zu fordern, mehr nicht.", antwortete ich trotzig.
    "Sieh dich doch mal um. Glaubst du wirklich, dass du in der Position bist hier etwas fordern zu können?" Er begann laut zu lachen. "Das will ich sehen."
    "Ich warne Sie nur einmal. Ich fordere, dass Sie AnnaSophia auf der Stelle gehen lassen, sonst wird es für Sie und ihre Leute hier gleich ganz schön unangenehm." Bei diesen Worten warf ich ihm einen herausfordernden Blick zu. Er schien darauf einzugehen.
    "Du willst mich also erpressen?" Er zog seine Waffe, eine MP5K. "Das Spiel kann man aber auch zu zweit spielen." Er kam einige Schritte näher, bis er nur noch zwei Meter von uns weg stand. Er richtete die Waffe auf AnnaSophia. "Weißt du, was passiert, wenn ich aus dieser Entfernung abdrücke?"
    "Stellen Sie ihre Forderungen.", meinte ich kühl. AnnaSophia wurde beim Anblick der Waffe sichtlich nervöser. Ich griff ihre Hand und drückte sie einmal fest. Sie sah kurz zu mir und wurde dann etwas ruhiger.
    "Ich will nur das Mädchen. Und lebendig wäre sie mir lieber. Was ich mit dir Störenfried anstelle dürfte eigentlich klar sein, immerhin hast du ein paar meiner Leute auf dem Gewissen." Sein fettes Grinsen wurde langsam unerträglich.
    "Und es gibt keinen Weg, sich irgendwie zu einigen?", fragte ich.
    "Inwiefern? Willst du ihr Lösegeld zahlen? Nun, das würde mir aber leider nicht reichen."
    "Verstehe. Sie wollen also nicht verhandeln?" Wir hatten sowieso schon zu lange geredet, ich wollte ihn tot sehen – und zwar jetzt! Ich sprach etwas lauter, so dass alle Anwesenden es hören konnten: "Wer Wert auf sein Leben setzt, dem gebe ich jetzt drei Minuten, um das Schiff zu verlassen!"
    Die einzige Antwort, die ich bekam war tosendes Gelächter. Sie wussten eben nicht, worauf sie sich einließen. Genau genommen hatte ich mir diese Reaktion schon fast gewünscht, denn umso mehr Spaß würde der Anblick der entsetzten Gesichter später machen.
    "Bringt AnnaSophia in eine Kabine und sperrt sie ein, sie gehört euch.", sagte ich dann.
    Sie drehte sich zu mir und starrte mich mit einer Mischung aus Angst und Entsetzen an.
    "Wir sehen uns in ein paar Minuten wieder.", versprach ich ihr so leise, dass niemand sonst es hören konnte. Sie fiel mir noch einmal um den Hals und flüsterte mir ins Ohr: "Pass auf dich auf."
    "Keine Sorge, mir wird nichts passieren. Aber bleib du unten, bis ich dich holen komme.", flüsterte ich zurück. Dann küsste sie mich noch einmal auf den Mund, bevor zwei Männer sie abführten.
    Die beiden sahen nicht sonderlich kräftig aus, es wäre also kein Problem, sie später zu befreien. Als sie mit ihren Bewachern unter Deck verschwunden war, wandte ich mich wieder dem Chef der Bande zu.
    "Ist das nicht allerliebst? Diese Liebesgeschichte ist ja fast schon kinoreif."
    Langsam ging er mir wirklich auf die Nerven. Dann wurde er aber wieder ernst:
    "Noch irgendwelche letzten Worte?", fragte er, kam noch einen Schritt näher und hielt mir die Waffe an den Kopf.
    "Ja."
    "Dann mal raus damit, aber verschwende deine Zeit nicht mit Verabschiedungen an deine große Liebe. Davon bekommt sie nichts mehr mit."
    "Daran hatte ich eigentlich auch nicht gedacht."
    Er legte den Finger um den Abzug. "Ach nicht? Dann sprich, denn viel mehr Zeit wirst du nicht bekommen."
    "Genau darum geht es, um Zeit. Die drei Minuten sind um!"

  • Meine Hand schnellte nach oben und ergriff die Waffe. Mit einem kleinen Ruck zur Seite änderte ich das Ziel von meinem Kopf auf die Menschenmenge hinter mir. Im gleichen Moment drückte der Chef ab und tötete damit acht seiner eigenen Leute, die gerade ungünstig standen.
    Es war mucksmäuschenstill und alle starrten geschockt ihren Boss an. Der wiederum starrte mir ungläubig ins Gesicht.
    "Hatten Sie etwa nicht mit dieser Geschwindigkeit gerechnet? Das tut mir jetzt aber leid." Mit diesen Worten nahm ich ihm die Waffe vollends aus der Hand und schoss damit blind auf alles, was rechts von mir stand. Drei weitere Menschen gingen zu Boden. Dann warf ich die Waffe in hohem Bogen über die Reling. Immernoch rührte sich keiner.
    "Dann reden wir mal Klartext, Dickerchen. Du wirst AnnaSophia gehen lassen und dich nie wieder in ihr Leben einmischen, hast du das verstanden?"
    Ich packte ihn am Hals.
    "Jetzt tut doch endlich... etwas... Ich krieg... keine Luft... Erschießt... ihn... Na los!", röchelte er.
    Vereinzelt zogen jetzt einige Männer ihre Waffen und zielten auf mich.
    Ich ließ den Boss los und versetzte ihm einen Tritt gegen die Kniescheibe, der ihn zu Boden gehen ließ. Dann warf ich mich mit meinem ganzen Gewicht gegen die Menschenmasse zu meiner Linken und brachte damit einige zu Fall. Niemand traute sich abzudrücken, aus Angst einen Kollegen zu treffen, was mir wiederum genügend Zeit gab, um einzelne von ihnen auszuschalten.
    Dann fiel der erste Schuss und es schien, als hätten alle darauf gewartet. Plötzlich zogen alle ihre Waffen und begannen in meine Richtung zu schießen. Das Ergebnis war verheerend. Weniger für mich, als für die anderen, denn mir gelang es, unter den meisten Kugeln durchzutauchen und mich mit einer Rolle seitwärts aus dem Gröbsten heraus zu retten. Während ich gerade einmal zwei Streifschüsse zu beklagen hatte, gab es große Verluste unter meinen Angreifern. Nur etwa die Hälfte war nach dieser Aktion überhaupt noch fähig auf den Beinen zu bleiben. Viele waren angeschossen oder ganz tot und es gab schon die ersten, die versuchten, das Schiff über die Rampe zu verlassen.
    Ich machte einen großen Satz zur Rampe und stieß sie weg, so dass es keinen Ausweg mehr gab.
    Die meißten hatten mittlerweile eingesehen, dass Schusswaffen keine gute Idee waren und steckten sie wieder weg. Stattdessen zogen sie alle Arten von Messern, Ketten und Stöcken hervor.
    Ich wich einem Stockhieb seitlich aus, nur um dann einen Stich ins Bein zu bekommen. Ich stieß meinen Angreifer weg, zog das Messer aus dem Oberschenkel und schlitzte damit einem Anderen, der von rechts mit einer Metallstange auf mich losgehen wollte die Halsschlagader auf.
    Dann traf mich eine Kette mit viel Schwung am Rücken, was mich geradewegs vorwärts in ein offenes Messer stolpern ließ. Die Klinge bohrte sich tief in meinen Bauch und blieb dort stecken, als ich mich nach hinten losriss. Sofort traf mich ein Schlag mit einem Kantholz am Kopf. Hatte ich meine Gegner etwa unterschätzt?