Es begann an einem Freitag...

  • Wie angekündigt beginne ich nun mit der Veröffentlichung meiner Fanstory über ASR.


    Ähnlichkeiten mit anderen Geschichten waren unbeabsichtigt oder ließen sich stellenweise nicht vermeiden.


    Ich freue mich jederzeit über Feedback, möchte an dieser Stelle aber auch anmerken, dass ich alles andere als ein professioneller Autor bin, d.h. Perfektion gibts bei mir halt ned ;)


    Viel Spaß beim lesen!

  • Bisher habe ich selten jemandem einen Wunsch abgeschlagen, ob es nun mein bester Freund war, oder die Eltern der Freundind der Nichte des Freundes meines Freundes. Manchmal habe ich das Gefühl, nur ausgenutzt zu werden, doch die Bekanntschaften, die ich so gemacht habe machten mich zu einer interessanten Person, zu jemandem, der überall Zugang erlangen kann, jemand, dem fast jeder in einem Umkreis von vielen hundert Kilometern noch einen Gefallen schuldet. Nur diesem Umstand habe ich es zu verdanken, dass man mich damals nicht ausschaltete. Wer mich ausschalten wollte? Viele wollten das. Leute, die vor der Einlösung ihres Gefallens Angst hatten und mich loswerden wollen, Leute, die mich für eine Bedrohung halten und viele Andere.
    Am schlimmsten jedoch sind diese selbsternannten Vampirjäger, die regelmäßig versuchen mir irgendwo aufzulauern und immer wieder neue technische Spielzeuge mitbringen, um mich endgültig zu erledigen. Die Menschen können mit Vampiren nichts anfangen, sie sehen in uns nur eine blutsaugende Bedrohung. Zugegeben, ganz unrecht haben sie damit auch nicht, aber nur wenige von uns folgen dem typischen Vampirbild. Auch in meiner Jugend gab es solche Vorkommnisse und genau wegen denen jagt man mich auch heute noch.
    Auf einer Reise in die USA hatte ich dann auch noch das Glück neben einem dieser Stümper im Flugzeug zu sitzen. Man mag sich fragen, wieso ich nicht einfach als Fledermaus rübergeflogen bin. Die Antwort ist eigentlich ganz einfach: würde ein Mensch von Berlin nach Moskau zu Fuß gehen? Fliegen strengt nicht nur unheimlich an, man erreicht auch nie die Geschwindigkeit eines Flugzeugs. Also setzte ich mich in den Flieger.

  • Wo denkst du nur hin? Sowas unwahrscheinliches :D






    Vampirjäger erkennt man ziemlich leicht, vor allem diese Anfänger, wie mein Sitznachbar einer war. Welcher andere Mensch, der halbwegs bei Verstand ist sollte sonst ein Knoblauchdeo benutzen und in einer Kettenweste aus Silber durch die Gegend rennen?
    Fakt ist, dass Knoblauch mich nicht mehr sonderlich stört, denn offenbar gewöhnen sich auch Vampire irgendwann daran, wenn man sie nur lang genug jeden Tag damit bombardiert. Die Kettenweste bereitete mir schon eher Sorgen, denn Silber stoppt die Regeneration meines Körpers und schwächt mich. Damit wäre ich dann auch nicht viel mehr als ein einfacher Mensch mit noch geringerer Körperkraft, oder anders gesagt: die perfekte Beute. Solange dieser Typ aber nicht auf die Idee kommt, mich zu umarmen sollte auch das kein Problem darstellen. Ich vermutete sowieso, dass er mich nicht einmal als Vampir erkennen würde, denn dazu müsste man schon einige Zeit im Geschäft sein. Wir Vampire können uns relativ gut anpassen, so dass wir wie normale Menschen aussehen und wirken. Lediglich die geringere Körperwärme könnte uns verraten, weswegen wir auch selten direkte Kontakte haben.
    "Ah mein neuer Sitznachbar!", kam es mir entgegen, als ich mich neben ihn setzte. Na ganz toll, einer von der gesprächigen Quassler-Sorte. Einfach nicht zu antworten schien ihn nicht vom weiterreden abzuhalten. Leider.
    "Sie fliegen auch nach Denver?"
    Dumme Frage. Würde ich sonst in das Flugzeug einsteigen? Ich versuchte ihn weiterhin zu ignorieren.
    "Oh, vielleicht verstehen Sie mich auch gar nicht. Ähm... You going Denver?"
    Sein Englisch ist einfach grauenvoll. Aber um so besser, so hat er in den USA ja wenigstens keine Überlebenschance.
    "He Sie! Was ist los? Hören Sie mich überhaupt?"
    Oh mann, mir bleibt wohl keine andere Wahl.
    "Ich verstehe jedes Wort. Mein Arbeitstag war hart, also könnte ich bitte meine Ruhe haben?", antwortete ich sichtlich genervt.
    "Es spricht!" - Was meint er damit? ES spricht? Hat er mich durchschaut?
    "Was starren Sie denn so?", fragte er neugierig, als er meinen überraschten Blick auffing. "Ist es wegen dem Kettenhemd?"
    "Nein... ähm... nichts weiter. Es ist alles in Ordnung, ich bin nur etwas übermüdet."
    Ich stellte mich schlafend, was mich einige Zeit vor dem gequassel rettete.

  • Endlich waren wir in der Luft. Der Flug sollte elf Stunden dauern. Genug Zeit, um über den Grund meiner Reise nachzudenken. Es gab Schwierigkeiten in Denver. Ein Freund, der dort lebt, schrieb mir von einem dieser typischen irren Vampire, die ihre Macht vollkommen ausnutzen. Und genau den wollte er nun mit meiner Hilfe ausschalten. Eine Bitte, die ich ihm, wie üblich, nicht abschlagen konnte.
    "Geht es Ihnen gut? Ihr Blick ist so leer." - Mist, irgendwann während meines Gedankengangs habe ich wohl die Augen geöffnet und dieser Armleuchter neben mir hat das bemerkt.
    "Wie? Nein! Ähh... doch! ... Ja es ... ähm... geht mir gut." - Jetzt bloß nicht die Nerven verlieren.
    "Wie seltsam. Diesen leeren Blick habe ich zuletzt vor ein paar Tagen gesehen, bei einem Vampir. Sie müssen wissen, diese Kreaturen jage ich von Berufswegen her.", meinte mein Nachbar in einem professionellen Ton, als verstünde er wirklich etwas davon.
    "Vampire, sagen sie?" Ich versuchte meine Frage möglichst ungläubig zu formulieren.
    "Ja, Sie wissen schon, diese unzivilisierten Blutsaugenden Monster. Aber keine Angst, hier bei mir sind Sie sicher. Sie müssen wissen, ich bin einer der berühmtesten Vampirjäger überhaupt. Ich rieche diese Biester mindestens 50 Meilen gegen den Wind!"
    Zuvor dachte ich, er sei einfach unerfahren. Aber da habe ich ihn wohl völlig überschätzt.
    "Darf ich mich übrigens vorstellen: Ruben vander Blad."
    Jetzt kenne ich also auch den Namen dieses Trottels. Meinen richtigen Namen konnte ich ihm nicht nennen, denn der hätte meine vampirische Herkunft verraten. Da er mich aber erwartungsvoll ansah sagte ich bloß: "Ääähm...Nike Eastpak, sehr erfreut." - Dem Herrn mit dem Rucksack von gegenüber sei Dank.

  • "Was für ein außergewöhnlicher Name."
    Schwein gehabt, er hat es offenbar nicht kapiert.
    "Und was werden sie in den USA machen? Urlaub?", fragte er, meiner Meinung nach viel zu neugierig.
    "Ich besuche einen Freund.", antwortete ich kurz angebunden.
    Ich wandte meinen Blick von ihm ab, um damit zu zeigen, dass ich das Interesse an diesem Gespräch verlor.
    "Da wird er sich aber freuen. Ich für meinen Teil..." - Jaja, red du nur. - "...viel gehört aus Denver..." - Lass dir ruhig Zeit - "...sogar im Wasser..." - Wie lange kann dieses Geschwafel denn noch dauern? - "...Vampirjägertagung..." - Eine Tagung in Denver? Das macht meinen Auftrag nicht leichter. - "...hätten Sie nicht auch Lust?"
    Was hat er gerade gefragt? Jetzt bloß nichts falsches sagen.
    "Lust? Ähm... nein, ich habe leider keine Zeit. Sie wissen ja, ich will einen Freund besuchen."
    Hoffentlich war das die richtige Antwort.
    "Wirklich Schade.", meinte er sichtlich enttäuscht, "In ihnen steckt großes Potential. Als Vampirjäger könnten Sie es weit bringen."
    Das hat er jetzt doch nicht ernst gemeint?! Ausgerechnet ich?
    "Sie haben eben dieses gewisse etwas. Verschwiegen, unauffällig und intelligent, genau richtig für den Job." Er versuchte jetzt also mich zu motivieren. Wenn man ihn so ansah sind das alles Eigenschaften, die ihm ganz offensichtlich fehlten.
    "Kein Interesse.", war mein Einziger Kommentar dazu. Ich gähnte so auffällig wie möglich, und tat wieder so, als würde ich schlafen. Das Problem daran so zu tun, als würde man schlafen, ist nur, dass man leicht Gefahr läuft wirklich einzuschlafen.

  • Die Geschichte ist irgendwie Lustig und Interessant. Ich kann mir nicht wirklich vorstellen, wohin uns die Geschichte entführen wird. Vielleicht in Richtung "Twilight"? :D Da kenne ich leider weder den Film noch die Bücher. Ich bin schon auf die Fortsetzung gespannt.


    Lg


    Webmaster

  • Da ich Twilight auch nicht kenne, kann ich mich nicht dran orientiert haben, aber wie schon erwähnt, Ähnlichkeiten mit bestehenden Geschichten sind nicht ausgeschlossen ;)






    "Hey, wachen Sie auf Herr Eastpak! Wir sind da!"
    Geweckt zu werden ist immer unangenehm. Viel schlimmer war allerdings die Stimme, die mich weckte. Dieser Trottel war also immernoch da.
    Ich streckte mich einmal kräftig und gähnte herzhaft. Plötzlich wurde mir bewusst, dass ich diesem Möchtegern-Profijäger dadurch meine Fangzähne direkt unter die Nase hielt. Schnell klappte ich meinen Mund wieder zu und warf einen verstohlenen Blick nach rechts.
    "Dieses Mistding!", grummelte vander Blad. Er hatte gerade mit seinem Gurt zu kämpfen und achtete offenbar gerade nicht auf mich. Was für ein Glück.
    Ich schnallte mich ab und verließ das Flugzeug in der Hoffnung, ihn nie mehr sehen zu müssen. Aber diese Hoffnung musste ich spätestens in der Halle mit den Gepäckbändern wieder aufgeben.
    "Ah, da sind Sie ja.", hallte mir seine Stimme von hinten entgegen. Ich drehte mich nur widerwillig um und da stand er auch schon vor mir. Er war, was mir im Flugzeug gar nicht aufgefallen ist, einen guten Kopf kleiner als ich und hielt mir etwas ins Gesicht. Ich wich einen Schritt zurück, um überhaupt erkennen zu können, was es war.
    "Das haben Sie auf ihrem Sitz liegengelassen."
    Es war der Brief, den mein Freund mir geschickt hatte. Hat diese neugierige Ratte etwa...?
    "Der inhalt war äußerst Aufschlussreich." - Er hat! Ich wurde bleich und meine Hand glitt zu der Stelle am Gürtel, an der normalerweise mein Messer steckte. Ich griff ins leere. Das Messer hatte man mir ja vor dem Abflug abgenommen. So ein Mist.
    "Sie sind also auch ein Vampirjäger, sozusagen incognito unterwegs, was?"
    Bei diesen Worten stuppste er mich mit dem Ellenbogen in die Seite und zwinkerte mir zu.
    Dieser Typ hat den Brief offenbar nur überflogen, sonst wüsste er was Sache ist. Mein Freund hat schließlich mit 'mit besten Grüßen, Asgar' unterzeichnet. Einen typischeren Vampirnamen findet man quasi garnicht.
    "Nun... ja genau. Deswegen konnte ich auch ihr großzügiges Angebot nicht annehmen, Vampirjäger zu werden. Ich bin schließlich schon einer, hehe." - Ob das überzeugend war?
    "Sie müssen mich ihrem Freund mal vorstellen. Vielleicht können wir noch gegenseitig von uns lernen.", meinte er mit einem schiefen Grinsen. Ob das Lernverhältnis wirklich auf Gegenseitigkeit beruhen würde bezweifelte ich stark, antwortete ihm aber: "Das lässt sich sicher irgendwann einmal einrichten."
    Und dann, endlich meine Rettung: "Oh, da kommt mein Koffer auf dem Laufband. Ich muss mich dann wohl verabschieden.", bemerkte vander Blad. "Ich wohne im Curtis-Hotel. Melden Sie sich mal bei mir. Auf bald."
    Ja sicher, darauf kann er lange warten.
    Ich winkte ihm noch halbwegs freundlich hinterher, bis er außer Sichtweite war. Dann endlich konnte auch ich den Flughafen verlassen, als mein Koffer als letzter das Band entlangkam. Ich machte mich sofort auf den Weg zu Asgar.

  • Da ich kein Geld mitgenommen hatte, musste ich zu Fuß gehen. Ich versuchte mich unter die Bevölkerung zu mischen und nicht aufzufallen. Im Eiltempo ging es dann durch mehrere Straßen und Gassen, bis ich endlich vor Asgars bescheidenem Heim stand. Ich stieg die kleine Treppe zu Haustür empor und klingelte. Eigentlich seltsam, denn in seinem alten Haus hatte Asgar bisher immer auf eine Klingel verzichtet. Als die Tür sich kurz darauf öffnete wäre mir beinahe der Koffer aus der Hand gefallen und die Treppe runtergepurzelt, aber ich konnte mich gerade noch fangen.
    "Sie wünschen?", fragte das Mädchen, das die Tür geöffnet hatte.
    Die Schönheitsideale von Vampiren und Menschen war im Grunde die gleichen... und dieses Mädchen...
    Sie runzelte die Stirn. "Also?", fragte sie etwas misstrauischer als vorher.
    "Ähm... ich..." - Ich konnte mich nicht einmal richtig darauf konzentrieren, was ich sagen sollte, so sehr zog sie mich in ihren Bann. - "Könnte ich..." - Was sag ich nur? - "Könnte ich eben das Telefon benutzen?"
    Das war der beste Gedanke, der mir auf die Schnelle gekommen war. So konnte ich wenigstens mit Asgar reden, denn der hatte mir offenbar eine falsche Adresse genannt.
    "Wieso nehmen sie nicht einen öffentlichen Apparat?", fragte das Mädchen. Sie war weiterhin misstrauisch.
    "Ich finde keinen in der Nähe." - Natürlich nicht, ich hatte auch nie danach gesucht. Aber ich hatte Glück.
    "Ja, Sie haben recht, hier in der Gegend gibt es kaum welche. Kommen Sie rein. Ich führe Sie zum Telefon.", sagte sie nun etwas freundlicher.
    "Vielen Dank."
    Ich folgte ihr in ein geräumiges Wohnzimmer, von dem aus eine Treppe nach oben führte. Es gab noch zwei weitere Türen, aber beide waren geschlossen. Auf einem Glastisch an der Wand stand das Telefon. Sie drückte mir den Hörer in die Hand und setzte sich auf einen Sessel in der Nähe. Dann beobachtete sie mich.
    "Na los doch. Oder wissen Sie nicht, wie man die Tasten drückt?", fragte sie und sah mich an, den Kopf leicht zur Seite gewandt.
    Mir wurde erst jetzt bewusst, dass meine Augen seit einer Minute nur noch auf ihr klebten. Ich wandte mich um und wählte Asgars Nummer, ohne etwas zu sagen.
    Niemand nahm ab.
    Ich legte auf und versuchte es erneut.
    Tuuut - .... - Tuuut - .... - Tuuut - ....
    Wieder ging niemand hin.
    Ich versuchte es noch ein drittes und ein viertes mal, aber ohne Erfolg.
    Sollte Asgar etwas passiert sein? Oder hat er mir schlicht und ergreifend einfach die falsche Nummer gegeben? Die Adresse war ja auch nicht ganz korrekt.
    So langsam kamen mir Zweifel daran, dass dieser Brief wirklich von Asgar stammte. Ich hatte auch noch irgendwo im Hinterkopf, dass er eigentlich nach Nevada gezogen ist, nicht nach Colorado.

  • "Was genau treiben Sie da eigentlich?", unterbrach mich eine fragende Stimme von hinten.
    Ich drehte mich um. "Meinst du, es wäre möglich, dass ich hier bleibe? Nicht lange, nur ein paar Tage, bis ich herausgefunden habe, was eigentlich los ist."
    Ihren erstaunten Blick kann man sich leicht vorstellen.
    "Wie bitte?"
    "Bitte, nur ein paar Tage. Ich muss ein paar Dinge herausfinden und bin dann schon wieder weg."
    "Wieso nehmen Sie sich nicht irgendwo ein Zimmer?"
    Eine berechtigte Frage. Woher sollte sie auch wissen, dass ich kein Geld habe.
    "Das hat... finanzielle Gründe, wenn du verstehst."
    "Sehr gut sogar, Sie elender Schnorrer! Raus hier!"
    Jetzt sah sie ziemlich sauer aus.
    "Nein, das ist ein Misverständnis. Ich bin nicht irgendein Schnorrer. Ich komme nicht einmal aus dieser Gegend. Mein Name ist..." - Halt, denk an deine Identität! - "Ich bin Nick Eastpark."
    Dieser Name klang in meinen Ohren schon realistischer, als 'Nike Eastpak'.
    "Ich kenne keinen Nick Eastpark, und jetzt gehen Sie bitte!"
    Nur meinen Namen zu nennen reicht wohl nicht. Dann bleibt mir wohl nur noch eine ausführlichere Erklärung.
    "Hör zu, ich bin hier, weil..."
    Die Türklingel unterbrach mich.
    "Kommen Sie mit, dann können Sie direkt gehen.", befahl sie mir.
    Ich gab meinen Widerstand auf und folgte ihr zur Tür.
    Sie öffnete. Draußen standen zwei große Gestalten, vollständig in schwarze Kutten gekleidet.
    "Das ist er!", sagte der eine ohne Umschweife. "Und AnnaSophia hat er auch dabei. Es läuft alles nach Plan."

  • "Woher kennen Sie meinen Namen?", fragte AnnaSophia geschockt.
    Doch statt zu antworten stürzten sich die beiden auf uns. AnnaSophia hatte mehr Pech als ich, denn der Kerl, der ihr gegenüber stand war um einiges größer als der andere. Ich sah, wie der Große sie nach draußen zerrte. Ab der Tür verlor ich sie aus den Augen, denn der Andere kam direkt auf mich zu.
    Sein erster Schlag war schon verheerend. Mit so einer Wucht und Treffsicherheit hatte ich nicht gerechnet. Der zweite Schlag war sogar noch etwas heftiger, als der erste. Ich hatte das Gefühl unter einen Dampfhammer gekommen zu sein und mein Sichtfeld grenzte sich schon stark ein. Ohne zu sehen wohin schlug ich einmal kräfig vor mich, doch der Schlag ging ins Leere. Ein dritter Schlag beförderte mich zu Boden. Ich bekam nur noch mit, wie mich der Kerl in der Kutte zu einem Van trug, bevor ich das Bewusstsein verlor.


    Kopfschmerzen. Irgendwann das Geräusch eines Motors, das langsam lauter wurde. Es kamen immer mehr Geräusche dazu. Das Rumpeln von Kisten. Stimmen. Ich öffnete langsam die Augen. AnnaSophia lag mir gegenüber. Die Männer hatten sie offenbar betäubt, denn sie rührte sich nicht, wies aber auch keine Verletzungen auf. Ich sah mich vorsichtig um. Wir waren im Kofferraum eines Wagens mit großem Innenraum. Natürlich, der Van, den ich zuvor gesehen habe.
    Der dritte Schlag, der mich zu Boden gehen ließ, hatte mich am Kopf getroffen und jetzt kamen auch langsam die Erinnerungen wieder. Asgar war doch schon lange tot. Er wurde Opfer der Vampirjäger, das ist nun schon drei Jahre her. Daher also das ungute Gefühl beim Lesen des Briefs.
    Jetzt erinnerte ich mich auch wieder an den letzten Auftrag, an dem Asgar arbeitete. Er war einer Erpresserbande mit mafiösen Strukturen auf der Spur, deren Markenzeichen... ein schwarzes, langes Gewand war. Das müssen Mitglieder dieser Bande sein, was auch AnnaSophias Entführung erklären würde, aber wozu brauchen sie mich?
    Meine vampirischen Regenerationskräfte zeigten nach und nach ihre Wirkung. Ein kleiner Knacks aus meiner Brust sagte mir, dass eine gebrochene Rippe wieder an ihren Platz gewandert war und auch mein Kopf erholte sich langsam von den harten Schlägen.
    Als ich mich wieder topfit fühlte, fuhr der Wagen immernoch. Die beiden Männer saßen vorne und warfen nur ab und zu einen Blick auf uns. Sie schienen noch nicht bemerkt zu haben, dass ich wieder wach bin.
    Ein Rumpeln und eine Erschütterung sagte mir, dass wir die Straße verlassen haben. Kurz darauf bremste der Wagen und ich konnte durch eines der abgedunkelten Fenster ein leuchtendes Schild einer Tankstelle erkennen.
    Die beiden Männer stiegen aus und ließen mich und AnnaSophia im Wagen zurück. Der eine lehnte sich an die Seite des Vans und zog eine Schachtel Zigaretten aus einer Tasche. Der andere ging an eine Zapfsäule und begann, den Tank zu füllen. Mir fiel auf, dass beide ihre Kutten ausgezugen hatten. Geschickt. So fallen sie weniger auf.
    AnnaSophia lag immernoch regungslos da, während ich mich aus den Handfesseln, die man uns beiden angelegt hatte, befreite.
    Ein vorsichtiger Blick nach draußen. Eine Tankstelle, irgendwo im Nirgendwo. Zur rechten und linken eine Straße und sonst nur steppenartige Landschaft.
    Der eine rauchte immernoch seine Zigarette, während der größere gerade auf dem Weg zu einem Tankwart war, um zu bezahlen. Das ist die Chance!

  • Ich öffnete die hintere Tür des Vans mit einem saftigen Tritt, was den rauchenden Kerl draußen gleich mit umwarf. Ich sprang aus dem Wagen und schleuderte den Kerl gegen eine der Zapfsäulen. Er stand auf, doch ehe er etwas tun konnte fesselte ich ihn mit einem Tankschlauch an die Zapfsäule.
    Der größere hatte den Lärm gehört und kam jetzt in Kampfhaltung auf mich zu. Ich griff an meinen Gürtel und... kein Messer. Also brauchte ich etwas anderes. Ein Kübel Wasser zum Reinigen der Scheiben stand neben der Zapfsäule. Ich hechtete zum Kübel, denn der Große war schon sehr nahe gekommen, griff ihn mir und stülpte ihn ihm über den Kopf. Ein Aufschrei verriet mir, dass die Seife es in seine Augen geschafft hat. Der Große schlug wild um sich und verfehlte mich dabei nur knapp. Stattdessen traf er die Zapfsäule, an der sein Kollege gefesselt war und riss diese damit aus der Verankerung. Benzin spritzte in einer hohen Fontäne aus dem so entstandenen Loch.
    Jetzt muss es schnell gehen! Die Benzinpfütze wurde immer größer und näherte sich der glühenden Zigarette, die noch neben dem Van auf dem Boden lag.
    Mit einem Tritt auf die Kniescheibe brachte ich den Großen zu Fall. Ein kräftiger Hieb auf den Kübel erledigte den Rest. Er klatschte in die Benzinpfütze und blieb regungslos liegen. Ich wandte mich zum Wagen um und bekam die Faust des anderen Kerls in die Magengrube. Nachdem sein Kollege die Zapfsäule regelrecht zertrümmert hat, konnte er sich offenbar befreien. Diesmal gab ich ihm aber keine Gelegenheit einen zweiten Schlag auszuführen. Ich biss die Zähne zusammen, was in dieser Situation äußerst praktisch war, denn zwischen meinen Zähnen befand sich gerade sein Oberarm. Ein lauter Aufschrei, ein Monent der Unachtsamkeit und schon hatte mein Angreifer einen Nierenhieb abbekommen. Er brach wimmernd zusammen und fiel neben seinen Kollegen auf den Boden.
    Ich sah mich um. Vom Tankwart war nichts mehr zu sehen. Entweder ist er geflüchtet, oder er alarmiert in diesem Moment die Polizei, was wesentlich unangenehmer werden könnte. Noch viel unangenehmer war die Tatsache, dass die Benzinpfütze jetzt keinen Meter mehr von der Zigarette entfernt war.
    Ich rannte zum Van und stieg ein, aber einer der beiden Entführer musste die Wagenschlüssel mitgenommen haben. Ich stieg wieder aus, rannte zur Seitentür, zog AnnaSophia nach draußen, legte sie mir über die Schultern und rannte los. Möglichst schnell möglichst weit weg.
    Als wir etwa 200 Meter weit weg waren ging die Tankstelle in die Luft. Die Wucht der Explosion riss mich zu Boden. Ich blieb liegen. Der Schalldruck der Explosion hatte mich betäubt, so dass ich nichts mehr hören und kaum etwas sehen konnte. Die Dunkelheit der aufsteigenden Rauchwolke umfing uns und ich bewegte leicht meinen Kopf, um zu sehen, ob AnnaSophia unverletzt war. Ich konnte sie nicht entdecken. In meinem Kopf hämmerte es jetzt und blaue Lichter huschten vor meinen Augen vorbei.

  • Dann plötzlich zog mich jemand hoch. Das erste, was ich erkannte, war eine Brandwunde an einem Arm. Ich hob den Blick ein wenig und sah in die Augen des Tankwarts, ein Junger Mann, keine 20 Jahre alt und völlig mitgenommen. Er bewegte seinen Mund, doch ich konnte noch nichts hören. Die blauen Lichter wurden intensiver und ich erkannte mehrere sich nähernde Polizeifahrzeuge. Zwei davon verließen die Straße und holperten uns entgegen.
    Die beiden Wägen hielten dicht vor uns und je zwei Officers stiegen aus. Einer kam auf mich zu und sagte etwas. Mein Gehör wurde zwar schnell wieder klarer, aber noch verstand ich ihn nicht vollständig. Der Officer und der Tankwart setzten mich auf die Rückbank eines der beiden Wägen und schlossen die Tür. Dann ging der Officer zu seinen Kollegen, die zu dritt gerade noch jemanden hochhoben. AnnaSophia! Dieser Name hatte sich mir eingeprägt, seit einer der beiden Entführer ihn zum ersten mal benutzt hatte. Ich schlief vor Erschöpfung ein und träumte davon, was aus uns beiden unter anderen Umständen hätte werden können. Im Traum wurde mir klar, was ich zuvor nicht für möglich gehalten hätte: auch Vampire sind in der Lage Liebe zu empfinden.
    Ich erwachte in einem Krankenbett. Vor dem Fenster herrschte Dunkelheit, es war also Nacht. Ich sah mich etwas genauer um. Die Wände waren relativ kahl, nur über dem Bett gegenüber hing eine Kinderzeichnung, die eine Familie vor einem Haus darstellte. Außer meinem standen insgesamt noch drei andere Betten in dem Zimmer und nur mir gegenüber lag jemand. Es sah im grunde aus, wie Zimmer in Krankenhäusern nunmal aussehen.
    Ich richtete mich auf und bemerkte ein unangenehmes Stechen im rechten Arm. Man hatte mich an einen Tropf gehängt, der eine durchsichtige Flüssigkeit enthielt. Die Ärzte konnten ja nicht wissen, dass das bei mir unnötig war. Ich entfernte die Nadel und verknotete den Schlauch, um diese lebensrettende oder zumindest heilungsfördernde Flüssigkeit nicht zu verschwenden. Jetzt konnte ich endlich aufstehen und zum Bett gegenüber gehen. Zu meiner großen Enttäuschung lag dort aber nur der Tankwart.
    Aus dem kleinen Badezimmer, das in unser Zimmer integriert war hörte ich die Toilettenspülung. Ich wandte mich zur Tür. Als diese sich öffnete kam ein kleines Mädchen heraus, ich schätzte sie auf acht bis zehn Jahre. Sie ging zum Bett des Tankwarts und setzte sich auf einen Stuhl daneben.
    "Wird mein Bruder auch bald gesund?", fragte sie in die Stille hinein. Sie sah mich dabei nicht an.
    "Ich bin mir sicher, dass er sich erholen wird.", sagte ich, um sie zu beruhigen, denn während sie auf meine Antwort wartete wurde sie immer unruhiger. "Ich gehe schnell und hole den Arzt, warte hier.", fügte ich hinzu und ging richtung Tür.

  • Draußen erwartete mich ein hell erleuchteter Gang, an dessen Ende unser Zimmer lag. Ich folgte dem Gang bis zu einer Glastür. Auf einem Stuhl vor der Tür saß ein Officer, der aber offenbar im Sitzen eingeschlafen war. Ich ging durch die Tür und folgte einem weiteren Gang bis ich auf einen Tresen stieß. Die Schwester hinter dem Tresen warf mir einen ungläubigen Blick zu, stürmte dann hinter dem Tresen hervor in ein Zimmer direkt daneben. Verwirrt stand ich da und fragte mich, was das sollte, als sich plötzlich die Tür wieder öffnete und die Schwester in Begleitung eines Arztes herauskam.
    "Sind Sie noch ganz bei Trost?", herrschte der mich an. "Wollen Sie unbedingt an ihren Verletzungen sterben? Legen Sie sich sofort zurück in Ihr Bett! Jetzt muss ich die ganzen Wunden noch einmal versorgen."
    "Entschuldigen Sie, aber würden Sie bitte nach meinem Zimmergenossen sehen? Ich habe seiner Schwester versprochen einen Artz zu holen und Sie haben offenbar gerade nichts zu tun, da dachte ich..."
    "Nichts zu tun? Sie haben gerade für eine extra-Nachtschicht gesorgt! Schwester, holen Sie bitte den Medikamente-Wagen, ich brauche..."
    "Nein, das wird nicht nötig sein. Sehen Sie sich doch die Verletzungen mal an. Sie werden sie nicht mehr finden", meinte ich gelassen.
    Der Arzt starrte mich nur an, während ich mein T-Shirt auszog und ihm meinen Oberkörper präsentierte. Dem folgte ein Gesichtsausdruck der Fassungslosigkeit.
    "W-Wie i-ist das m-möglich?" Der Arzt musste sich kurz setzen, um zu verkraften, was er da sah.
    Genau genommen weiß ich nicht einmal, von welchen Verletzungen er eigentlich gesprochen hatte, denn außer ein paar blauen Flecken und vielleicht dem ein oder anderen Metallsplitter, die mir dank der Explosion im Rücken stecken könnten, war mir ja nichts passiert.
    Der Arzt entschloss sich schließlich, doch noch nach dem Tankwart zu sehen.
    Als er schon fast ums Eck war fiel mir aber noch etwas ein.
    "Hey, Doc!"
    Er drehte sich leicht zitternd zu mir. Die Schwester musste ihn stützen.
    "Wo ist das Mädchen, das mit mir hier eingeliefert wurde?"
    Er deutete mir an ihm zu folgen. In dem Gang hinter der Glastür blieb er stehen, deutete wortlos auf eine Tür zur linken und ging dann langsam weiter. Ich hatte verstanden und klopfte. Keine Reaktion.

  • Vorsichtig öffnete ich die Tür, um niemanden zu wecken und betrat den Raum. Nachdem ich die Tür hinter mir wieder geschlossen hatte wartete ich noch eine Minute, bis meine Augen sich an das fahle Mondlicht gewöhnten, das durch die Fenster ins Zimmer schien. Schließlich ging ich langsam auf das einzige Bett zu, in dem jemand lag. Ich setzte mich daneben und sah sie an. Da lag AnnaSophia und schlief friedlich wie ein Engel, als ob nie etwas passiert wäre. Ich sah ihr die ganze Nacht beim schlafen zu. Ihr Atem ging ruhig und auch die sichtbaren Körperpartien zeigten keine Anzeichen von Verletzungen. Ab und zu bewegte sie einen Arm oder drehte sich leicht. Ihr Haar glänzte im Mondlicht wie Silber, was zugegebenermaßen etwas abschreckend auf mich wirkte, und doch so wunderschön war, dass es die Geschehnisse des vergangenen Tages einfach verdrängte.
    Gegen Morgen, es dämmerte draußen schon, wurde ihr Schlaf leichter, sie bewegte sich öfter und atmete etwas schneller. Um kurz nach sieben schickte ich eine Schwester weg, die die Patientin wecken sollte und sagte ihr mit leiser Stimme, dass das auch noch Zeit bis später habe.
    Es war schon fast neun Uhr, als sie aufwachte. Sie blickte sich im Zimmer um, ebenso, wie ich es getan habe, bis ihr Blick mich schließlich traf. Sie wirkte ruhig und ich nahm ihre Hand. Sie ließ es geschehen und sah mir weiterhin tief in die Augen.
    Dann sagte sie leise: "Danke."
    Ich war zunächst überrascht. War sie nicht die ganze Zeit über bewusstlos?
    "Ich habe gespürt, wie du mich getragen hast.", flüsterte sie.
    "Schön, dass es dir gut geht.", flüsterte ich zurück.
    Ich drückte ihre Hand und sie lächelte.

  • Wir sahen uns noch fast zehn Minuten schweigend an. Dann wurde es vor der Tür plötzlich lauter. Stimmen näherten sich. Die Tür ging auf und herein kamen der Arzt vom Abend davor und der Officer, der vor der Tür geschlafen hatte.
    Der Arzt begann damit AnnaSophia zu untersuchen, während der Officer sich einen Stuhl von einem der anderen Betten nahm und sich mir gegenüber setzte.
    "Guten Morgen. Da Sie sich jetzt offenbar bester Gesundheit erfreuen, dürfte ich Ihnen ein paar Fragen stellen?"
    Ich zögerte kurz. Zwar hatte ich die ganze Nacht Zeit, um eine glaubwürdige Version der Geschichte zu erfinden, doch diese Zeit hatte ich mit anderen Gedanken verbracht.
    "Natürlich, Officer..."
    "Tucker. Sam Tucker."
    "Also gut, Officer Tucker, schießen sie los."
    "Ihre Daten haben wir bereits Ihrem Personalausweis entnommen. Sie kommen also aus Deutschland. Was war der Grund, dass Sie nach Amerika gekommen sind?"
    "Ich wollte einen Freund besuchen."
    "Können Sie mir sagen, wer das ist?"
    "Sein Name lautet Asgar Aran. Er wohnte früher in Nevada."
    "Nevada? Was machen Sie dann hier in Colorado?"
    Darauf fiel mir erst nichts ein.
    "Er hat einen Abstecher gemacht, um mich zu besuchen.", meldete sich AnnaSophia plötzlich zu Wort. "Denver lag auf dem Weg und er wollte sehen, wie es mir geht."
    "Ich verstehe." Officer Tucker notierte das Gespräch mit. "Dann zur Sache. Laut Aussage des Tankwarts waren Sie für die Explosion an der Tankstelle verantwortlich."
    "Entschuldigung, dürfte ich ihre rechte Hand auch mal sehen?", fragte der Arzt dazwischen.
    "Oh... natürlich.", sagte ich und ließ AnnaSophias Hand los.
    Im folgenden Gespräch erklärte ich Officer Tucker, was vorgefallen war. Immer wenn es brenzlig wurde und meine Geschichte nicht mehr ganz zur Realität passte, half AnnaSophia ein wenig aus, so dass Officer Tucker das Gespräch schließlich beendete.
    "Vielen Dank, Sie beide waren eine große Hilfe. Wir werden die Ermittlungen einstellen, da die beiden Entführer den Aussagen aller Zeugen zufolge nicht mehr am Leben sind. Auf Wiedersehen und gute Besserung."
    "Eine Besserung ist jetzt wohl nicht mehr nötig.", lautete das Urteil der Arztes. "Sie beide sind kerngesund. Ich werde die Entlassungspapiere vorbereiten."
    Mit diesen Worten verließ er das Zimmer, so dass AnnaSophia und ich wieder allein waren.

  • "Jetzt wüsste ich aber schon gerne, was los war.", sagte AnnaSophia ernst.
    "Wenn ich das wüsste.", mehr fiel mir dazu nicht ein.
    "Dann kanntest du diese Männer also auch nicht?"
    "Als sie vor deiner Tür standen, sah ich sie zum ersten mal."
    Wir duzten uns seit diesem Augenblick nur noch, immerhin waren wir beide noch jung und hatten mittlerweile eine Erfahrung geteilt, die mehr als ausreichend sein sollte, um die Förmlichkeit abzuschaffen.
    "Stimmt das, was du dem Officer erzählt hast?", fragte sie interessiert.
    "Was? Dass ich meinen Freund besuchen wollte? Das war die Wahrheit."
    "Nein, ich meinte, dass du dich so um mich gekümmert hast."
    Ich lief rot an.
    "Ehm... ja, das war auch die Wahrheit.", antwortete ich und wich dabei ihrem Blick aus. Dieses Gefühl war absolut neu für mich. So fühlt sich also Verlegenheit an.
    AnnaSophia setzte sich in ihrem Bett auf, lehnte sich zu mir herüber und gab mir einen Kuss auf die Wange. "Ich danke dir.", flüsterte sie mir ins Ohr, bevor sie aufstand und zur Tür ging.
    "Wo bleibst du denn?"
    Ich hatte mich seit dem Kuss nicht mehr gerührt und erwachte erst jetzt aus meiner Starre.
    "Wieß Oh... äh ja. Komme schon.", stammelte ich.
    Wir unterzeichneten die Entlassungspapiere und durchschritten das Eingangsportal des Krankenhauses.


    Mittlerweile war es früher Nachmittag und AnnaSophia fragte mich, ob wir nicht etwas essen gehen wollen. Ich konnte ihr nicht sagen, dass ich im Krankenhaus schnell einen Beutel Spenderblut verdrückt hatte, während sie den Papierkram erledigte, also stimmte ich zu und wir suchten uns ein kleines Restaurant an der nächsten Ecke. Wir setzten uns und bestellten eine Kleinigkeit.
    "Du isst ja gar nichts", bemerkte sie mit einem Mund voll Spaghetti.
    Was sollte ich darauf achon wieder sagen? Ich hatte weit über 24 Stunden nichts zu essen, wenn man der Geschichte glaubt, die ich dem Officer erzählte. Und diese Geschichte hatte sie schließlich mitgehört.
    "Hier gibt es nichts, was nach meinem Geschmack wäre.", versuchte ich mich rauszureden.
    "Das glaub ich dir jetzt aber nicht.", sagte sie und schob sich noch mehr Nudeln in den Mund.
    "Ich will jetzt nicht darüber reden", wich ich aus.
    Sie legte die Gabel auf den Teller, schluckte und sagte dann: "Egal, was es ist, mit mir kannst du jetzt über alles reden."
    Ich fühlte mich überwältigt, wie viel Vertrauen sie mir entgegenbrachte.
    Dann fiel mir aber etwas ins Auge und dieses Etwas trug eine schwarze Robe. Er kam direkt auf uns zu. Ich sah mich um und entdeckte noch drei weitere Gestalten, eine davon trug jedoch einen blauen Umhang.