Fanstory 8.1

  • Wir holten den Abstand zu AnnaSophia, die zielstrebig auf das Tor der Halle zuhielt, auf.
    Das große Tor stand sperrangelweit offen und die Sommerhitze hatte war bereits einige Meter in die Halle vorgedrungen, aber der Temperaturunterschied von innen und außen war immer noch kaum auszuhalten. Sobald wir durch das Hallentor nach außen traten, schlug uns die Sommerhitze förmlich entgegen. Ich taumelte etwas benommen, als ich gegen eine Wand aus heißer Luft zu laufen schien und atmete ruckartig ein. Die Nachmittagssonne brannte erbarmungslos auf uns herab und der schwarze Asphalt warf uns die Hitze von unten förmlich entgegen. Obwohl ich meine Sonnenbrille aufhatte, musste ich die Augen zusammen kneifen und blinzelnd sahen wir uns um.
    „Wo sind Domi und Mufuß?“ fragte AnnaSophia, die sich zum Schutz vor der Sonne die Hand über die Augen hielt.
    „Keine Ahnung, vielleicht sind sie ja gelandet.“
    „Verdammt noch mal, wir haben jetzt keine Zeit, um die beiden zu suchen!“ schimpfte Dave und lief weiter, um die Ecke der Halle gucken zu können.
    „E36! Hilfe!“ rief Tera über Funk und ich hörte im Hintergrund ein wütendes Grunzen.
    „Witty, wo bist du?“
    „Alter! Ich brauche Hilfe! Hilfe! Hil…“ japste Mindful, dann krachte splitterndes Holz und wir hörten ein schmerzerfülltes Stöhnen, dass mir eine Gänsehaut über den Rücken jagte.
    „Autsch!“
    „Friss das, du hässliche Kröte!“ rief Kingwittys Stimme, etwas fiel Krachend zu Boden und ich hörte Mindful wimmern.
    „Was ist bei euch los?“ fragte ich besorgt.
    „E35, die Typen sind uns zu überlegen.“ antwortete Anastasia, die ziemlich ausgelaugt und außer Atem klang.
    „Mindful hat mehrere gebrochene Rippen und Tera ist unter einem Haufen Schrott verschüttet.
    Ein Erschreckter Aufschrei entfuhr Anastasia, die ihren Kopf nur knapp vor dem anfliegenden Stuhl in Sicherheit bringen konnte. Das in modernem Stil gehaltene Holzgestellt knallte gegen die Wand und zersplitterte in tausende Einzelteile.
    „Hilfe!“ kam Teras gedämpfte Stimme unter der umgekippten Barrikade hervor, die ihn komplett begraben hatte. Rechts neben Anastasia stand Kingwitty, links von ihr Asrloverock. Hinter den dreien lag zusammen gerollt Mindful, der seine Gebrochenen Rippen hielt und aus einer platzwunde blutete. Und um sie herum standen lauter Schläger. Obwohl sie sich wacker geschlagen hatten – von den anfänglich 30 Männern waren maximal noch 10 auf den Beinen - war eine Niederlage praktisch unvermeidlich.
    „Ich hasse solche Situationen! Die erinnern mich immer an meinen zweiten Einsatz, als wir uns im Vasenmuseum mit Lis Männern geprügelt haben.“ murmelte Kingwitty, der ein großes Feilchen davon getragen hatte.
    „Ward ihr damals auch so in Unterzahl?“ fragte Anastasia, die sichtlich mühe hatte, sich auf den Beinen zu halten. Ihr langes weißes Haar war zerzaust und mit Splittern von allen erdenklichen Arten gespickt. Asrloverocks linke hand blutete aus einer großen Wunde, die er sich bei dem Flug durch eine mit Lotuseffekt beschichtete Scheibe zugezogen hatte. Das faszinierende an der Glasscheibe war, dass Wasser restlos abperlte. Leider waren die Splitter der Scheibe genauso Scharf wie die von gewöhnlichen Scheiben, wie er im Nachhinein festgestellt hatte. Ein Defizit, dass der Hersteller dieser genialen Erfindung unbedingt beseitigen musste. Beinahe lächelnd nahm er sich vor, gleich nachdem er diese lästigen Schläger abgefertigt hatte, seine Verbesserungsvorschläge abzugeben.
    „Gebt ihr jetzt endlich auf, oder müssen wir euch komplett auseinander nehmen?“
    „Hol mich hier unten raus, dann nehme ich DICH auseinander!“ schimpfte der verschüttete Tera.
    „Halts Maul da unten!“
    „Komm doch her, wenn du dich traust!“ rief Tera. „Dann regeln wir das wie erwachsene Männer!“
    „Wie? Indem wir uns unter Schutthaufen verkriechen und warten, bis alles vorbei ist?“
    Mit diesen Worten trat einer der Männer gegen den Haufen, unter dem Tera lag. Eine Kiste auf der Spitze des Haufens purzelte den Hang herunter und landete wohl irgendwo auf Tera, der nämlich einen lauten Fluch ausstieß und nach Luft schnappte.
    „Ich schwöre dir, wenn ich hier unten raus komme, mache ich dich zur Frau!“
    Der Schläger kicherte, trat noch einmal gegen die Kiste, dann wandte er sich wieder den drei verbliebenen Verteidigern zu.
    „So Jungs, macht die Küken fertig!“ knurrte der Kerl und ließ dabei die Fingerknöchel knacken. Der erste Schläger sprang sofort vor und wollte Anastasia mit einem Tritt in den Bauch sonst wohin befördern, aber kurz bevor er sein Bein hochriss pfiff etwas durch die Luft. Der Mann zuckte zusammen, ließ sein halb gehobenes Bein auf den Boden fallen und öffnete den Mund zu einem Stummen Schmerzensschrei, dann taumelte er einen Schritt nach vorne und sackte zusammen. In dem breiten Rücken des Mannes steckte ein Klappmesser, das wohl genau die Wirbelsäule getroffen hatte.
    „Was zur Hölle…“ begann der Schläger, der die ganze Zeit bis jetzt geredet hatte und fuhr herum
    „Jooo, maaan! Der hat gesessen!“ jubelte Patrick, der hinter den Schlägern stand und durch den Mann, den er gerade niedergestreckt hatte, verdeckt worden war.
    „Du kleine Ratte! Ich mach dich kalt!“ brüllte der Schläger und machte einen Satz auf Patrick zu, der sich eilig den Schuttberg hoch flüchtete, unter dem Tera lag.
    „Jetzt!“ rief Kingwitty, dann warfen er, abgelenkt waren.
    Kingwittys erster Gegner ging zu Boden, bevor der Mann überhaupt irgendwie reagieren konnte. Er bekam einen Tritt ihn die Kniekehle und anschließend den Ellebogen den Übergang von Hals und Schulter.
    „Genau! Massiere ihm die verspannten Schultern! Das macht Locker!“ rief Tera unter dem Schrotthaufen hervor und lachte laut. „Anastasia, Achtung! Von links kommt einer!“
    Anastasia rammte dem angreifenden Schläger das Knie in de Magen, blockte den Angriff des Schlägers daneben und beförderte ihn mit einer einzigen flüssigen Wurfbewegung auf ihren ersten Gegner, der bis dahin noch gekrümmt dagestanden und nach Luft gerungen hatte.
    Asrloverock erreichte seinen Zielgegner, der aber inzwischen vorgewarnt war. Er wich seinem ersten Angriff aus und Konterte mit einem Faustschlag nach seiner Niere. Asrloverock packte die Faust, ließ sich fallen und rutschte zwischen den Beinen des Mannes durch, wobei er die Faust nicht los ließ. Der Schläger kippte vornüber, machte einen Salto und schlug der Länge nach mit einem dumpfen Knall auf den Boden auf. Asrloverock rutschte, nicht ganz wie geplant, weiter, und trat dem Schläger hinter seinem ersten Gegner gegen das Schienbein. Der Mann jaulte laut auf und hielt sich das Bein, Asrloverock trat nach rechts und riss dem Mann das zweite Bein unter dem Körper weg. Mit einem Fluch rollte er sich zur Seite, denn der massige Körper fiel direkt auf Asrloverock zu, dann schlug der Körper auf und begrub den Arm unter sich.
    „Verdammt! Lass mich raus, du widerliche Existenz!“ fluchte Asrloverock und versuchte seinen Arm zu befreien, aber ohne Erfolg. Dann, mit einem Mal, stand der Schläger wieder auf den Beinen und sah mit einem Vernichtenden Blick auf ihn herab.
    „Ach du Scheiße, ach du…“
    „Widerliche Existenz hast du mich genannt?“ knurrte der Mann und wollte nach Asrloverock treten, aber bevor das Bein ihn traf, sauste von Oben eine Faust in sein Gesichtsfeld, donnerte dem Mann auf die Nase und warf ihn um.
    „Das hat er, du taube Nuss!“ antwortete Mindful mit einem angestrengtem Lächeln.
    „Danke, Mindful.“
    „Keine Ursa…runter!“
    „Wa…“
    Bevor Asrloverock reagieren konnte, bekam er einen wuchtigen Schlag auf den Hinterkopf, mit so viel Schwung, dass sein Kopf nach vorne flog, er knallte gegen Mindfuls Stirn und der Aufschlag raubte beiden das Bewusstsein.
    (Fortstezung folgt 8) )
    PS: Über Feedback freue ich mich natürlich! Wenn euch was nicht gefällt, offen sagen, damit ichs besser machen kann. Danke 8)

  • AnnaSophia schaltete hoch, gab Gas, dass die Reifen quietschten und raste über den Parkplatz, Richtung Ausfahrt. Nachdem wir durch Tera mitgeteilt bekommen hatten, dass sie keinen wieder stand mehr leisten konnten, hatten wir nicht mehr länger nach Helikopter, Domi und Mufuß Ausschau gehalten, sondern uns einfach Teras Wagen geschnappt, der einige Autos weiter fein säuberlich auf einem Besucherparkplatz stand.
    Da ich wegen meiner verletzten Schulter in meiner Bewegungsfreiheit und Geschwindigkeit stark eingeschränkt war, hatte ich AnnaSophia dazu überredet, die teure Karosse zu steuern und hatte mich selbst auf den Beifahrersitz gesetzt. Timm und Dave waren zurückgeblieben, um uns weiteren Vorsprung zu ermöglichen. Das war auf der einen Seite gut, da unsere Verfolger nun schnell aufholen würden, andererseits waren wir jetzt nur noch zu zweit.
    AnnaSophia riss den Wagen um ein geparktes Auto herum. Vor ihr lag die Ausfahrtstraße.
    Sie schaltete runter, trat das Gaspedal durch und bretterte mit qualmenden Rädern auf die Straße.
    Wir fuhren mit dem Wagen quer durch Denver. Schon nach wenigen Kreuzungen fiel mir ein Mustang ins Auge, der uns auf auffälligste Weiße folgte.
    „Siehst du den Mustang?“ fragte ich nebenbei und schaltete das Radio an.
    „Der Graue hinter uns?“
    AnnaSophia warf einen Blick in den Rückspiegel und zog eine Augenbraue hoch.
    „Genau. Vom Stil her erinnern mich die Kerle irgendwie alle an Li’s Schläger.“
    „Du spinnst.“
    „Ich gebs ja zu.“
    „Was machen wir jetzt mit dem Mustang?“
    „Abhängen würde sich irgendwie anbieten, oder?“
    „Irgendwie schon, ja.“ Stimmte AnnaSophia zu, dann trat sie das Gaspedal durch. Der Wagen reagierte sofort mit quietschenden Reifen und AnnaSophia und ich wurden in die Sitze gedrückt.
    „Yeeeeeeehaaaaa! Jetzt geben wir mal richtig Gummi!“
    „AnnaSophia, bist du krank?“ fragte ich. So geschwindigkeitsbegeistert hatte ich sie noch nie erlebt.
    „Ne, mir geht es bestens.“
    AnnaSophia folgte der Straße und fuhr Richtung Stadtinneres. Die Straße war frei und sie gab ordentlich Gas, unser Verfolger hielt mühelos mit und näherte sich langsam. Den Mustang abzuhängen wäre keine große Herausforderung gewesen. Wir fuhren gerade einmal 200, mit vollem Gas und Nitro, das sicher irgendwo versteckt war, hätten wir den Typ mit Leichtigkeit abgehängt.
    „Wieso hängst du ihn nicht ab? Die Straßen sind leer gefegt.“
    „Als ob du auch immer gleich zur Sache kommen würdest. Dann hat das ganze gar keinen Reiz mehr!“
    „Ich mein ja nur.“ Antwortete ich und zog wegen ihrer Anspielung eine Grimasse.
    „Wir können auch anhalten. Soll ich?“
    „NEIN!“
    Wir erreichten die Stadt und sofort wurde der Verkehr dichter.
    „Mal gucken, was seine Präzision sagt.“
    „Seine was?“
    „Fest halten.“
    AnnaSophia riss das Lenkrad nach rechts, ging vom Gas und zog die Handbremse. Der Wagen lenkte sofort, das Heck brach aus und wir rasten auf der Gegenfahrbahn in die Straße.
    „Mann! Mit zwei Tonnen kannst du doch nicht solche Manöver fahren!“ rief ich und AnnaSophia musste grinsen.
    „Machst du auch.“
    „Was hast du als nächstes vor?“
    „Weiß nicht. Vielleicht rasen wir unter einem LKW durch, überfahren eine rote Ampel und geraten in den Kreuzungsverkehr.“
    Ich drehte das Radio auf.
    „Rock’n’Roll.“ Stellte ich trocken fest.
    „Das Zeug kommt schon die ganze Woche.“
    „Nicht so mein Geschmack.“ Gab ich zu.
    „Hm, schalt mal um.“
    Zwischen den beiden Fahrbahnen tauchten jetzt Beete mit jungen Bäumen auf. Als links eine Seitenstraße auftauchte, riss AnnaSophia ohne Vorwarnung den Wagen um die Kurve und raste quer über die Kreuzung weiter. Unser Verfolger folgte uns, allerdings brach sein Heck aus, die Hinterräder ackerten durch das Beet und der Wagen riss den nächsten Baum um.
    „Der Kerl hätte sich ein anderes Auto kaufen sollen.“ Bemerkte ich und schaltete zum nächsten Radiosender.
    „Ist doch schick.“
    „Schick schon. Aber miserables Handling. So, wie der durch das Beet geleiert ist, eignet es sich eher zum Gärtnern, als zum Fahren.“
    AnnaSophia ging vom Gas und ließ den Wagen rollen, bis unser Verfolger wieder aufgeholt hatte.
    „Bis jetzt haben wir keinen Kratzer.“ Stelle ich zufrieden fest, gleichzeitig überholte AnnaSophia einen Bus auf der Gegenfahrbahn, wobei wir nur knapp ein entgegenkommendes Auto verfehlten.
    „Ich hoffe, das bleibt so. Hörst du das? Da kommen Polizeiautos.“
    „Solange die nicht hinter uns her sind.“
    Hinter dem Mustang rasten zwei Streifenwagen um die Kurve und holten ihn ein.
    „Schau. Die kümmern sich um unseren Kumpel.“
    „Zum Glück. Dann bleibt Teras Wagen ganz.“
    Im Rückspiegel beobachtete ich, wie die Polizeiautos den Mustang links und rechts überholten und sich neben ihn setzten.
    Der Mustang riss nach links, rammte das Polizeiauto und der Wagen schoss quer über die Straße, nahm ein Straßenschild mit, durchbrach die Eingangstür eines Hochhauses und verschwand im Treppenhaus.
    „Zu Früh gefreut.“ Murmelte ich und blickt ein den rechten Außenspiegel. Der Mustang riss nach rechts, der Streifenwagen wurde wie eine Kugel weggeschubst und raste über die Laderampe eines LKW, der am Rand stand, in den Laderaum.
    „Hast du das gesehen? Der Kerl ist gut!“
    „Ja. Der locht die Polizeiautos ein, wie andere Billardkugeln.“
    Eine Kreuzung kam auf uns zu, AnnaSophia beschleunigte und raste durch den Querverkehr. Der Mustang folgte ihrem Beispiel, erwischte einen PKW am Heck, riss ihn einige Meter mit sich und schob ihn auf den Fußgänger weg.
    „E35, kannst du mich hören? Hier sind Domi und Mufuß.“ Meldete sich jemand über Funk. Im Hintergrund knatterte ein Rotor.
    „Wo wart ihr, verdammt?“
    „Wir haben getankt. Du hättest das Gesicht des Tankstellenbesitzers sehen sollen.“ Lachte Mufuß.
    „Einfach göttlich.“ stimmte Domi zu und lachte laut.
    „Wo seid ihr jetzt?“
    „Wir sind über euch. Wenn ihr ein Funkgerät zur Hand habt, schaltet auf den Polizeikanal, damit ihr wisst, was auf euch zu kommt. Von hier oben guckt es aus, als würden die in etwa einem Kilometer eine Straßensperre aufstellen. Ach ja, und hinter euch ist ein zweites Verfolgerauto aufgetaucht.“
    Kaum hatte Domi das gesagt, schoben sich links und rechts die beiden Wagen an uns vorbei und blieben dann mit uns auf einer Höhe.
    „Was haben die vor?“ fragte AnnaSophia und winkte dem rechten Fahrer mit freundlichem Lächeln zu.
    „Keine Ahnung, aber ich vermute nichts Gutes.“
    Die beiden Wagen nahmen Abstand zu uns und ich wusste sofort, was als nächstes passieren würde.
    „Die wollen uns rammen!“ fluchte ich und AnnaSophia trat auf das Gaspedal. Die Autos lenkten wieder in unsere Richtung und beschleunigten ebenfalls, AnnaSophia trat das Pedal bis zum Anschlag und wir sausten zwischen den Verfolgerwagen durch. Die Fahrer konnten nicht mehr reagieren, sie rammten sich gegenseitig und Seitenspiegel und andere diverse Kleinteile flogen durch die Luft, als die Wagen seitlich gegeneinander donnerten.
    „Die wollen Teras Wagen ruinieren!“ schimpfte ich entrüstet.
    „E35, such bitte das Funkgerät und schalte auf den Polizeifunk.“
    „Wo?“
    „Keine Ahnung. Vielleicht im Handschuhfach. Tera hat bestimmt so ein Teil.“
    Ich durchwühlte das Handschuhfach, brachte diverse Straßenkarten, Kabel, ein Touchscreen-Navi, Sonnenbrillen und mehr zum Vorschein.
    „Himmel! Was will Tera mit dem ganzen Zeug? Und warum hat er lauter Straßenkarten, wenn er ein Navi hat? Und warum ist in den Knirps ein Gewehrlauf eingebaut?“
    „Keine Ahnung. Da musst du Tera fragen. Such weiter.“
    Wir rasten die Straße entlang, die beiden Mustangs saß uns immer noch im Rücken. Am Ende der Straße blinkten viele blaue und rote Lichter. Als wir näher ran kamen, erkannte ich die Straßensperre.
    „Scheiße!“ murmelte ich.
    „Was?“
    „Straßensperre!“
    „Uaa! Festhalten!“
    Die Wand aus Polizeiautos kam immer näher. Vor den Streifenwagen konnte ich am Boden Nagelbänder erkennen. Kurz vor den Reifenkillern ging AnnaSophia vom Gas, zog die Handbremse und riss das Lenkrad herum. Der Wagen brach aus und die Hinterräder hinterließen während der 180°-Wendung eine dampfende kreisrunde Gummispur auf dem Asphalt, dann gab sie wieder Gas und raste in entgegen gesetzter Richtung am ersten Mustang vorbei. Im Rückspiegel sahen wir, wie sich unser erster Verfolger mit einer Notbremsung quer stellte und die Reifen durch die Krähenfüße explodierten, dann Seitlich in die Straßensperre knallte und eine Rolle über einen der Polizeiwagen machte. Der zweite Verfolger reagierte früher als sein Kollege, wendete ebenfalls mit einer Vollbremsung und holte wieder auf.
    „Ich dachte, du würdest einfach durchrasen.“ Japste ich und suchte das Funkgerät, das mit bei der Karusselfahrt aus der Hand geflogen war.
    „Was meinst du, was Tera mit mir macht, wenn ich seinen Wagen beschädige?“
    „Er würde dich umbringen.“
    „Wahrscheinlich noch zu harmlos. Hast du das Funkgerät?“
    „Ich hatte es.“
    „Das heißt genau WAS?“
    „Dass heißt, dass es jetzt irgendwo in diesem Wagen herum flieg.“
    (Fortstezung folgt 8) )

  • Ich entdeckte das Funkgerät zwischen unseren Sitzen und schob die Hand in den spalt, um es herauszufischen. Gleichzeitig fuhr AnnaSophia um eine Kurve, das Funkgerät rutschte in ihren Fußraum und ich kippte auf ihren Schoß.
    „E35! Ich sehe nichts!“
    „Was?“
    „Ich kann nicht sehen, wo ich hinfahre!“
    „Wieso?“
    „Weil du mir im Bild hängst!“
    „Warte… einen Moment…gleich….“ Ich streckte meinen linken Arm aus. Nur um Haaresbreite konnte ich das Funkgerät nicht erreichen.
    „Ich sehe nichts! Geh da weg! So kann ich nicht fahren!“ schrie AnnaSophia, verris das Lenkrad und raste auf den Bürgersteig.
    „Gehst du zurück auf die Straße!“ rief ich, packte das Lenkrad und lenkte sie wieder auf die Fahrbahn, dann streckte ich mich wieder nach dem Funkgerät. Als ich einsah, dass ich es mit den fingern nicht erreichen konnte, fuhr ich kurz entschlossen die drei Klingen meiner Hand aus, durchstach das Plastikgehäuse und fischte es aus dem Fußraum.
    „Wenn du das noch mal machst, kannst du laufen!“ schimpfte AnnaSophia und fuhr sich mit einer hand durch das zerzauste Haar.
    „Dann hören wir mal, was die vorhaben. Wo haben wir denn den Polizeifunk? Ah, hier stellt man den Käse um.“
    Ich drückte auf einen der unzähligen Knöpfe.
    „Objekt ist der Straßensperre ausgewichen und hat gewendet. Verfolgen ihn jetzt in südliche Richtung zum Highway.
    „Was? Wer verfolgt uns?“ fragte ich überrascht und blickte nach hinten, aber da war kein Polizeiwagen zu sehen.
    „Alles klar. Destoyer1, fertig machen zum Ausschalten. Aber passt auf, dass ihr den Mercedes nicht erwischt!“ Befahl eine Frauenstimme.
    „Rodger, sind unterwegs.“
    „Destroyer?“ fragten AnnaSophia und ich gleichzeitig und sahen uns an.
    „Was meint die damit?“ fragte AnnaSophia und ich zuckte nur mit den Schultern.
    „Sie meint SUV!“ flüsterte ich, als einige hundert Meter vor uns plötzlich zwei große SUV auftauchten und mit einem Höllentempo auf uns zurasten.
    „Was soll ich jetzt machen?“
    „Weg hier, weg hier, weg hier! Egal was du machst, geh den Teilen aus dem Weg!“
    „Wohin denn?“
    Die SUV rollten auf uns zu, wie eine stählerne Walze, die alles und jeden überrollt.
    „Gib Gas, gib Gas, gib Gas!“
    „Die überrollen uns doch einfach!“ rief AnnaSophia.
    „Gib Einfach Gas!“
    AnnaSophia beschleunigte, dann, kurz bevor die SUV uns getroffen hätten, packt eich das Lenkrad und riss es nach rechts, sodass wir in eine Nebenstraße bretterten. Einer der SUV traf den Mustang frontal, die Motorhauben der Wagen flogen auf und glas Splitterte. Der Zweite SUV streifte den Mustang, wurde nach rechts abgelenkt, schoss quer über die Kreuzung, wobei er mehrere Verkehrsschilder und eine Ampel mitnahm, und brach durch die Fassade einer Bank.
    „Himmel, das wäre um ein Haar schiefgegangen.“ Seufzte ich und lehnte mich zurück. Mein Puls hämmerte in meinem Kopf und meine Wunde pulsierte schmerzhaft.
    (Fortsetzung folgt 8) )

  • „Wenn du das noch einmal machst, kannst du laufen!“ japste AnnaSophia, deren Gesicht etwas blass geworden war. Ihre Haare waren statisch aufgeladen und standen von ihrem Kopf weg, wie die Stacheln eines Igels.
    „Was machen wir jetzt?“ fragte AnnaSophia, die ziemlich verkrampft hinter dem Lenkrad saß.
    „Wir machen jetzt erstmal ein Päuschen. Guck mal nach einem Parkplatz, ich brauch jetzt mindestens einen Kaffee.“
    „Gute Idee. Und danach gehst du wieder hinters Lenkrad!“ bestimmte AnnaSophia entschieden.
    Ich zuckte mit den Schultern und nickte und während AnnaSophia den McLaren durch den Stadtverkehr lenkte, guckte ich aus dem Fenster und sah die Häuser vorbei ziehen. Die Sonne schien gnadenlos auf die Straßen herab und die Luft über Boden und Autos flimmerte. Außen liefen Menschen mit kurzer Kleidung herum, T-Shirts, Kurze Hosen, bauchfreie Tops und Hotpants zogen an mir vorbei, mit Sonnenbrillen und Sonnenhüten, Einkaufstaschen, Eis und Badetaschen. Genau das hatte ich früher im Sommer auch getan. In T-Shirt und Kurzer Hose durch die Stadt laufen, Eis essen und ins Freibad gehen. Stattdessen hockte ich mit einem glatten Durchschuss als E35 in einer Nobelkarosse und wurde von AnnaSophia durch die Stadt kutschiert. Es war kein Vorwurf gegen AnnaSophia, aber ich vermisste mein altes, unbeschwertes Leben und hatte beinahe die Hoffnung, einfach aus einem schlechten Traum aufzuwachen, in meinem Bett zu liegen und mit beiden Armen wieder so zu leben wie früher, nicht als E35, sondern als ich. E35. Ein Codename. Mehrere Jahre war es inzwischen her, dass ich ihn das erste Mal angenommen hatte – dass er mich das erste Mal angenommen hatte. Ich war mir inzwischen nicht mehr ganz sicher, ob ich den Namen E35, oder E35 mich übernommen hatte. In der ganzen ASRSG war ich als E35 bekannt. Mit meinem echten Namen kannten mich wahrscheinlich nur noch meine Eltern. So gesehen hatte der Name E35 mich angenommen und zu seinem Körper gemacht. E35 war wagemutig, selbstlos, verrückt, draufgängerisch. Aber was war ich davor gewesen? Ich brauchte eine ganze Zeit, bis ich mich an die Zeit vor E35 erinnerte. Die Probleme mit meinen Mitschülern, die mich immer wie Dreck behandelt hatten, die Lehrer, die meine Arbeiten immer strenger korrigiert hatten, als die der anderen. Meine Eltern hatte sich zwar mehrfach mit den entsprechenden Lehrern in Verbindung gesetzt, sie hatten sogar mit dem Schulleiter deswegen gesprochen, aber richtig geholfen hatte es nicht. Dann, als ich nach meinem ersten Einsatz wieder in die Schule gegangne war, hatte ich den Cliquenführer der Mobber vermöbelt. Für mich war das die Befreiung aus einem Gefängnis gewesen, für ihn hatte das den Verlust seines Schlägeransehens an der Schule bedeutet. Vom Gemobbten zum Außenseiter. Bevor ich den Jungen vermöbelt hatte, hatten die anderen wenigstens noch mit mir gesprochen, aber danach war ich wie in einem Quarantänezelt. Seitdem hatte ich so viel als E35 erlebt und gelebt. Die Zeit, die ich als E35 gelebt und gedacht hatte, war sicher wenigstens so lang wie die Zeit, die ich als Normaler Mensch gelebt hatte.
    „Das Leben ist schon komisch.“ Murmelte ich abwesend und blickte nach vorne aus dem Auto.
    „Was?“ fragte AnnaSophia, die gerade einen Parkplatz entdeckt hatte.
    „Ach nichts. Ich habe nur laut gedacht.“ Antwortete ich und sah fasziniert zu, wie AnnaSophia den Wagen auf den ersten Anlauf sofort perfekt in die Parklücke stellte.
    (Fortsetzung folgt 8) )

  • Wir betraten das kleine Cafe, das den Namen „Braune Brühe“ trug. Von der weiteren Interpretation dieses vielsagenden Titels sah ich allerdings ab, denn ich wollte mich nicht im Voraus übergeben müssen. Der kleine und etwas schräge Inhaber gab uns einen Platz, direkt an der Fensterscheibe, sodass wir Teras Wagen und die Straße problemlos einblicken konnten. Ich blickte durch die Glasscheibe des Restaurants zu Teras Wagen, der trotz der Verfolgungsjagd und Wendemanöver keinen Kratzer abbekommen hatte. Gleich nachdem wir Platz genommen hatten, hatte der Inhaber unsere Bestellungen aufgenommen, für AnnaSophia einen Latte und für mich einen Doppelten Espresso, und jetzt saßen wir schweigend da und hingen unseren Gedanken nach,
    „Was ist los?“ fragte AnnaSophia sanft, nahm meine Hand und lächelte mich an. Ihre tiefen grünblauen Augen funkelten, aber bei weitem nicht so stark wie damals, als wir uns das erste Mal begegnet waren.
    „Es…es ist nichts.“ Antwortete ich, wich ihrem Blick aus und starrte wieder aus dem Fenster.
    Der kleine Inhaber kam mit dem Tablett angewackelt und stellte die zwei Tassen vor uns auf den Tisch, dann brummte er ein „bitteschön“ und wackelte wieder davon. Ich nahm die zwei Zuckertütchen, die auf der Untertasse lagen und zerriss sie über der Tasse, sodass aller Zucker auf einmal in den Espresso fiel.
    „E35, was ist los mit dir? Worüber denkst du nach?“ fragte AnnaSophia erneut, nachdem sie einen schluck von ihrem Latte Macchiato getrunken hatte und nun ebenfalls Zucker nachwarf
    Ich fuhr mir mit der Hand durch das Gesicht und seufzte.
    „Ist es dir schon mal passiert, dass du während einem Dreh komplett die Charaktereigenschaften einer Person angenommen hast, und diese Person dann nicht mehr losgeworden bist?“ fragte ich müde und ließ meine Verletzte Schulter kreisen. Obwohl die dabei entstehenden Schmerzen kaum auszuhalten waren, war die Bewegung trotzdem befreiend, als schüttelte ich dadurch langsam eine ungeheure Last ab.
    AnnaSophia legte die Stirn in Falten.
    „Was meinst du?“ fragte sie nach einer kurzen Pause, in der sie zwei Schlücke nahm und zweimal nachzuckerte.
    „Wer bin ich?“
    Die Frage klang lächerlich, aber sie musste gestellt werden. Im Hintergrund knirschten beim Rühren die Zuckerkörnern in meiner Espressotasse, aber ich ignorierte es.
    „Für mich bist du E35.“ Antwortete AnnaSophia sachlich und trank wieder einen Schluck, nur um wieder nachzuzuckern.
    „Bin ich wirklich E35? Oder bin ich derjenige, der E35 als Identität angenommen hat? E35 ist nur eine Maske, das bin nicht ich. Verstehst du, was ich meine?“
    AnnaSophia schüttelte etwas verwirrt den Kopf und ich seufzte.
    „Dann eben anders. Ich weiß über dich, dass du einen Hund hast und gerne surfst, du bist Schauspielerin, du gehst ganz nebenbei noch auf das College und isst gerne Spaghetti mit Chilisoße, die selbst den geborenen Chinesen umhaut. Dein Vater ist Architekt, ihr wohnt in einem X-Zimmeranwesen, der Swimmingpool in eurem Garten war im Winter mal zugefroren, gleich im Eingangsbereich steht eine Kommode und der Pfeffer ist im dritten Fach von oben in der Kühlschranktür. Das einzige, das mir noch nicht bekannt ist, ist, warum ihr Pfeffer in den Kühlschrank stellt.“

  • AnnaSophia blinzelte überrascht und vergaß, den Zucker von ihrer Tasse wegzunehmen, sodass immer mehr Zucker in die Tasse rieselte.
    „Was weißt du über mich?“ fragte ich herausfordernd und nahm AnnaSophia den Zuckerstreuer aus der Hand, damit nicht noch mehr Zucker in den Zuckersee fiel, aus dessen Mitte bereits ein kleiner Zuckerberg ragte.
    „Du bist mutig, liebst riskante Aktionen und…“
    „Das ist alles E35. Dieses E35 ist ein Codename, ein dämlicher Code, der ursprünglich die Verständigung erleichtern sollte, nichts weiter. Und jetzt ist es auf einmal eine zweite Identität.“
    AnnaSophia hatte mir ruhig zugehört und nickte jetzt langsam.
    „Dann sag mir, wer und wie du wirklich bis.“
    „Der Mensch der ich eigentlich bin kann sich nicht durchsetzen und geht jeder Schlägerei aus dem Weg.“
    „Vielleicht hast du dich einfach verändert?“
    „Ich…ich habe mich nicht nur verändert, AnnaSophia. Ich habe eine ganz andere Identität angenommen. Was ich jetzt sage ist kein Vorwurf an dich, ich liebe dich und mache diesen Job wirklich gerne, aber ich vermisse die Zeit, als ich noch ein ganz normaler Mensch mit zwei Armen war. Mit zwei echten Armen und mit meinem echten Namen. Aber dieser Jemand bin ich nicht mehr. Dieser dämliche Codename ist mit meinem Leben verschmolzen wie der überhitzte Prozessor eines IPhones mit der Leiterplatine.“
    AnnaSophia hatte ihren Blick gesenkt und starrte nun betroffen ihre Tasse an. Ich hatte sie so noch nie gesehen. Sonst war selbst in den schlimmsten Situationen ein gewisses Gefühl der Sicherheit und Hoffnung von ihr ausgegangen, aber jetzt war davon nichts zu spüren. Ich sah eine traurige junge Frau, meine Freundin, die mir gegenüber saß und ihre Tasse anstarrte.
    „Mir geht es so ähnlich. Seit unserer ersten Begegnung ist mein Leben ein Chaos. Nichts ist mehr an seinem Platz und alles läuft drunter und drüber. Ich wollte es zuerst nicht wahr haben, aber immer, wenn du längere Zeit in meiner nähe bist, werde ich entführt, bedroht oder fast erschossen.“ Murmelte AnnaSophia mit brüchiger Stimme.
    Ich wollte zu einer Antwort ansetzen, aber bevor ich so weit kam, flog hinter mir die Tür auf und Tera stürmte in den Raum. Seine Kleidung war mit Staub bedeckt, seine Haare waren dreckig und mit mehreren Holzsplittern gespickt.
    „Endlich habe ich euch gefunden!“ japste er und ließ sich neben mich auf einen Stuhl fallen. An den Händen hatte er mehrere Schürfwunden, im Gesicht und am Hals waren mehrere Kratzer und sein rechtes Brillenglas hatte einen Sprung.

  • „Tera, was ist denn mit dir passiert?“ fragte AnnaSophia erschreckt, aber Tera beachtete sich gar nicht, griff nach dem Latte Macchiato und nahm einen großen Schluck, den er aber sofort mit einem Angewidertem Laut als Nebel in den Raum spuckte.
    „Himmel, da gehen einem ja die Geschmacksknospen ein!“ fluchte er und tupfte sich eilig mit einer Serviette die Zunge ab.
    „Wie viel Zucker hast du da denn rein getan?“ fragte er dann und sah AnnaSophia vorwurfsvoll an.
    „Zu viel.“ Antwortete sie und blickte, ohne Tera anzusehen, aus dem Fenster.
    „Was ist los Tera?“ fragte ich und sah ihn prüfend an.
    „Wir haben ein Problem. Anastasia, Mindful, E36, Asrloverock und Kingwitty sind gefangen worden.“
    Ich seufzte und stützte den Kopf auf die Hände.
    „Was ist mir den Anderen?“ fragte ich.


    „Genauso schlecht. Von Patrick und Basti fehlt jede Spur, Webmaster und BullTech sind auch unauffindbar. Von Dave und Timm weiß ich, dass sie mit einem Ambulanzwagen auf dem Weg ins Krankenhaus ist.“ Fuhr Tera fort und schlagartig brachen für mich Welten zusammen. Das konnte nicht sein. Die Elite der ASRSG, aus dem Weg geräumt wie Papphäuser. Ich brauchte eine ganze Weile, bis ich die neuen Informationen verarbeitet hatte.
    „Dann bleiben jetzt noch Domi, Mufuß, du und ich.“ Zählte ich an den Fingern ab. Die Zahlenverhältnis war verheerend. Wir waren zu viert und die Zahl unserer Gegner hatte scheinbar nach oben keine Grenze.
    „Tera, hast du noch Munition? Ich habe fast alles verschossen.“
    Tera nickte, griff ein seine Jackentasche und schob mir unterm Tisch zwei Magazine zu.
    „Ich hab noch 5 Magazine, zwei kann ich dir geben, aber die restlichen beanspruchte ich für mich.“
    „Das sollte auch reichen.“
    „Wie machen wir jetzt weiter?“ stellte AnnaSophia die Frage, die unvermeidlich gewesen war. Ich hatte keine Ahnung. Um mit so wenigen Leuten noch erfolgreich zu sein, bedurfte es einer Menge Glück und viele Fehltritte unserer Gegner.
    „Wir müssen uns treffen und dann offensichtlich trennen.“ Überlegte Tera.
    „Leichter gesagt, als getan. Wo können wir uns treffen, ohne, dass wir gleich angegriffen werden? Diese Rowdies sind wahrscheinlich in ganz Denver unterwegs, um uns zu finden. Und wenn wir uns schon treffen, sollten wir gleich zusammen bleiben. Bis jetzt hat uns das Trennen reichlich wenig gebracht.“
    „Du hast recht. Also, wo könnte man sich treffen?“
    „Ein Supermarkt.“ Schlug AnnaSophia vor.
    „Ich glaube nicht, dass Dosenfutter und eingeschweißter Schinken diese Typen davon abhalten werden, den Laden zu zerlegen.“ Warf ich ein.
    „Dosenfutter vielleicht nicht, aber die Polizei vermutlich schon.“
    „Wieso Polizei?“
    „Gegenüber dem Polizeipräsidium gibt es einen Supermarkt. Da gehen die Beamten in ihrer Mittagspause zum Einkaufen. Der Kantinenfraß soll schrecklich sein.“ Erklärte AnnaSophia.
    „Wann ist Mittagspause?“
    „Von zwölf bis dreizehn Uhr.“
    „Wie viel Uhr haben wir jetzt?“
    „Dreizehn Uhr fünfzehn.“ Antwortete Tera nach einem Blick auf die Uhr.
    „Dann eben anders. Tera, funke bitte die Polizei an, sie soll ein Sonderkommando im Supermarkt positionierten. Ich gebe unseren Plan an Domi und Mufuß durch.“
    Tera nickte, stand auf und lief zu seinem Wagen und während er die Polizei anfunkte, gab ich unseren Plan an Domi und Mufuß weiter. Ich weiß bis heute nicht, was Domi und Mufuß von dem Plan damals gehalten haben, denn bevor sie mir ihre Meinung sagen konnten, schob sich langsam ein schwarzer Landrover hinter dem teueren Mercedes um die Kurve und blieb auf der Straße stehen, dann öffneten sich die Türen, drei Schlägertypen sprangen heraus und liefen zu Tera und seinem Wagen.
    „Ich glaube, wir sollten jetzt besser gehen.“ Murmelte mir AnnaSophia zu, kippte ihren Kaffee und stand auf. AnnaSophia folgte mir eilig und holte auf.
    „E35, macht euch aus dem Staub! Die sind wegen euch hier!“ rief Tera über Funk.
    „Wie haben die uns jetzt schon wieder gefunden?“ flüsterte AnnaSophia und folgte mir Richtung Küche.
    „Keine Ahnung.“
    Ich drückte dem Chef im Vorbeigehen einen Zehner in die Hand und sagte: „Passt so.“ und nahm eine Visitenkarte mit, dann liefen AnnaSophia und ich eilig durch die Küche, an den verdutzten Köchen vorbei, und verschwanden durch den Hinterausgang.
    „Wohin jetzt?“ fragte AnnaSophia und sah sich um. Wir waren in einer stinkenden, zugemüllten, engen Seitenstraße.
    „Da lang, komm!“
    Ich nahm AnnaSophia an der Hand und zog sie eilig die schmale Gasse entlang, an deren Häuserwänden sich immer wieder Müllsäcke türmten. Nach Wenigen Metern hörte ich, wie hinter uns schwere Schritte die Gasse betraten und Männerstimmen riefen hektisch irgendetwas Unverständliches. Schüsse knallten, die dünne Plastikhaut eines Müllsacks neben mir wurde zerfetzt und Müll flog durch die Luft. Ich fuhr herum, zog AnnaSophia an mir vorbei, und feuerte auf unsere Verfolger, die eilig hinter die Tür hüpften, dann rannte ich AnnaSophia inter her. Wir hechteten hinter einen Müllcontainer.
    „Langsam gehen mir diese schießwütigen Idioten auf die Nerven.“ Japste ich und lugte um die Ecke.
    „Was schlägst du vor?“
    Ich gab einige blinde Schüsse ab, in der Hoffnung, auf gut Glück zu treffen.
    „Wir knallen sie ab, nehmen den nächsten Flug nach Hawaii und tauchen zwei Jahre ab.“
    Unsere Verfolger erwiderten das Feuer und unzählige Kugeln sausten über unsere Köpfe, streiften die Wände oder prallten mit einem „klonk“ gegen den Metallcontainer.
    „Hast du auch einen Plan B?“
    Ich späte vorsichtig um die Ecke und schoss auf einen Typen, der gerade unvorsichtiger Weiße mitten in der Gasse stand. Ein erstickter Schrei verriet mir, dass ich getroffen hatte.
    „Beine in die Hand nehmen und hoffen, dass wir nicht getroffen werden.“
    AnnaSophia zog angesichts der Lage eine Grimasse.
    „Wenn wir nur die Typen abknallen?“
    Ich gab zwei Schüsse auf einen der Schützen ab und brachte mich nur knapp vor den ansausenden Kugeln wieder in Sicherheit.
    „Dann kommen an der nächsten Straßenecke wieder drei Idioten und ballern auf uns. Verdammt, nur noch vier Kugeln. Tera hat mir leere Magazine gegeben!“
    „Und wenn du so viele wie möglich ausschaltest und wir dann rennen?“
    „Ich fürchte, darauf läuft es hinaus.“
    „Großartig. Das sind wirklich lauschige Überlebensaussichten.“
    Ich lugte wieder vorsichtig um die Ecke und schoss. Die erste Kugel ging ins Leere, die zweite und dritte Kugel traf ihr Ziel und der Getroffene sackte augenblicklich zusammen.
    „Ein Schuss nur noch. Der muss jetzt sitzen.“ Murmelte ich.
    Ich späte zu unserem letzten Verfolger, der offensichtlich verunsichert war und sich regungslos hinter einem Müllberg versteckte.
    „Lass uns in Ruhe, sonst knall ich dich ab, wie deine zwei Kollegen!“ rief ich in die Richtung des Müllbergs.
    Keine Reaktion.
    „Du hast zehn Sekunden um dich zu verziehen, dann mach ich aus dir ein Sieb!“
    „Findest du das nicht ein bisschen übertrieben?“ fragte AnnaSophia flüsternd.
    „Wieso?“
    „Du hast nur noch eine Kugel.“
    „Aber das weiß der doch nicht. Neun!“
    Nichts tat sich.
    „Acht!“
    Immer noch nichts.
    „Sieben!“
    Langsam fragte ich mich, ob mich der Kerl überhaupt hörte.
    „Sechs!“
    Vielleicht war er von einem Querschläger getroffen worden.
    „Fünf!“
    Demnach konnte er ja logischer weiße nicht mehr wegrennen.
    „Vier!“
    Langsam verlor ich die Geduld.
    „Zwei!“
    Drei hatte ich absichtlich ausgelassen.
    „Eins!“
    Hinter dem Müllberg sprang jemand hoch, wie von der Tarantel gestochen starrte mich der Typ an, dann wirbelte er herum und rannte davon.
    „Äh…null.“ Beendete ich den Countdown und AnnaSophia und ich atmeten gleichzeitig auf.
    Nachdem wir kurz verschnauft hatten, verließen wir die Gasse und liefen eine große Straße entlang.
    „Was machen wir jetzt? Warten wir auf Tera?“
    „Nein. Wir gehen zum Supermarkt, so wie wir es besprochen hatten.“
    (FOrtsetzung folgt 8) )